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Deutschland, 2008-05-14

Tschernobyl strahlt im Schwarzwaldboden weiter/Radioaktive Wildschweine
Wildschweine wühlen nach belasteten Pilzen und nehmen Radioaktivität auf.

Tschernobyl und kein Ende: Die Folgen des Reaktorunglücks vor mehr als 20
Jahren in der heutigen Ukraine sind immer noch zu messen: Wildschweine im
Südwesten sind teilweise massiv radioaktiv belastet. Gefahr für die
Verbraucher bestehe nicht, beteuern die Jäger.

Ihren Nasen entgeht nichts. Wenn Wildschweine mit ihren mächtigen Rüsseln
den Waldboden durchpflügen, stoßen sie auf so manche Delikatesse. Etwa
auf den Hirschtrüffel, einen unterirdisch wachsenden Pilz, der für den
Menschen ungenießbar ist. Die Trüffel bestehen aus einer harten,
gummiartigen Rinde mit warzenähnlicher Struktur. Wildschweine wühlen die
Trüffel aus und fressen auch das Pilzmycel, das die Fruchtkörper umgibt,
sowie den anhaftenden Boden. Das Problem: Hirschtrüffel und Myzel sind
relativ hoch verseucht mit Radio-Cäsium-137. Eine der Nachwirkungen des
Reaktorunglücks von Tschernobyl.

Zwar ernähren sich Wildschweine nicht allein von Hirschtrüffeln. Auch
Maiskörner, Eicheln und Bucheckern stehen auf dem Speiseplan der Tiere.
Doch es ist der unterirdische Pilz, der besonders viel von dem
gefährlichen Cäsium gespeichert hat. Dieses war in den vergangenen Jahren
im Boden immer weiter nach unten gesunken. "Daran sieht man, wie lange
die Schatten des Reaktorunglücks wirklich sind", sagt Maria Roth,
Amtsleiterin im Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart.
Speisepilze könnten mittlerweile gesammelt und ohne Sorge verzehrt
werden.

Die Folgen für die Wildschweine werden im Labor sichtbar. Von Tausenden
erlegten Exemplaren im Südwesten nehmen die Experten Proben. In den
ersten drei Monaten dieses Jahres waren es bereits 240, davon wiesen 51
einen erhöhten Cäsiumwert auf, das heißt mehr als 600 Becquerel pro
Kilogramm. Diese Tiere müssen in den Tierkörperbeseitigungsanlagen des
Landes entsorgt werden. In manchen Regionen, so zum Beispiel im Kreis
Freudenstadt, waren 53 Prozent der genommenen Wildschweinproben
radioaktiv verseucht, im Kreis Calw lag die Zahl bei 50 Prozent. Dies
belegen neueste Untersuchungen des Landwirtschaftsministeriums. Es sind
Höchstwerte, die sich seit dem Jahr 2005 kaum verändert haben.

"Für viele Menschen ist Tschernobyl schon wieder sehr weit weg", sagt
Bernd Schott vom Bund für Umwelt und Naturschutz, "aber die Natur
vergisst nicht so schnell." Es könne noch bis zu 240 Jahre dauern, bis
das angereicherte Cäsium komplett zerfallen sei. Um der Gefahr durch
radioaktiv belastete Naturprodukte zu entgehen, empfiehlt Schott, auf
Wildschweinfleisch und selbst gesammelte Pilze ganz zu verzichten. "Man
müsste eigentlich seine Nahrungsgewohnheiten ändern", sagt der
Umweltschützer.

Ganz so rigoros will Ulrich Baade vom Landesjagdverband nicht vorgehen.
Schließlich würden die Jäger auf die Unbedenklichkeit von
Wildschweinfleisch achten. Finde sich in einem Tierkörper ein Cäsiumwert
von mehr als 600 Becquerel, würde er vernichtet und gelange nicht in den
Handel. Darauf könnten sich die Verbraucher verlassen. Für jedes
entsorgte Wildschwein erhalten die Jäger eine Ausgleichszahlung aus
Berlin. "Weil diese Zahlung ausreichend ist, besteht überhaupt kein
Anreiz, verstrahltes Fleisch zu verkaufen."

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Thema: Unfälle/Störfälle - Rubrik:
Quelle: http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/detail.php/1706137

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Deutschland, 2008-05-15

Tschernobyl-Folgen: Deutsche Wildschweine hoch verstrahlt

22 Jahre nach Tschernobyl: Viele Wildschweine in Baden-Württemberg sind
noch immer radioaktiv stark belastet. Mehr als ein Fünftel der
Fleischproben enthält zuviel Cäsium. In manchen Regionen ist die Lage
sogar noch schlimmer. Experten haben den Schuldigen ausgemacht: den
Hirschtrüffel.
Wildschweine durchwühlen auf der Suche nach Essbarem mit ihren Rüsseln
den Waldboden. Dort finden sie Eicheln, Bucheckern und Pilze. Auch den
Hirschtrüffel, der unter der Erde wächst und für Menschen ungenießbar
ist. Für Wildschweine ist er eine Delikatesse. Das Problem: Er ist - seit
dem Reaktorunglück von Tschernobyl 1986 - auch radioaktiv verseucht.

Die Wildschweine nehmen aus dem Pilz Radio-Cäsium-137 auf, das sich
wiederum im Fleisch anreichert. Und dies lässt sich nachweisen.
Wissenschaftler haben für das Landwirtschaftsministerium Baden-
Württemberg von 240 erlegten Tieren Proben genommen. 51 davon wiesen
einen erhöhten Cäsiumwert von mehr als 600 Becquerel pro Kilogramm auf.
Wird dieser Wert überschritten, muss das Fleisch vernichtet werden.

In einigen Regionen, zum Beispiel im Kreis Freudenstadt, wurde der
Grenzwert sogar bei über der Hälfte der genommenen Proben überschritten.
Das Erstaunliche daran: Seit 2005 sind diese Ergebnisse praktisch
unverändert. Das liegt an der langen Halbwertszeit von Cäsium. Noch bis
zu 240 Jahre kann es dauern, bis es komplett zerfallen ist.

Bernd Schott vom Bund für Umwelt und Naturschutz empfiehlt darum, auf
Wildschweinfleisch und Waldpilze zu verzichten. "Man müsste eigentlich
seine Nahrungsgewohnheiten ändern", sagt der Naturschützer.

Der Landesjagdverband Baden-Württemberg verweist dagegen darauf, dass
Jäger dazu verpflichtet sind, erlegte Wildschweine vor dem Verkauf auf
Radioaktivität testen zu lassen. Wird der Grenzwert von 600 Becquerel
überschritten, darf das Fleisch nicht in den Handel. Der Jäger bekommt
dann eine Ausgleichszahlung vom Bundesverwaltungsamt.

Dass überhaupt radioaktives Cäsium in den süddeutschen Pilzen steckt,
liegt an der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986. Damals
trat Cäsium aus, verflüchtigte sich und wurde mit dem Wind auch nach
Deutschland geweht. Dort regnete es ab und reicherte sich im Boden an.
Pilze nehmen das Cäsium aus dem Boden auf und bauen es in ihre Zellen
ein. Darum sind Wildpilze meist besonders hoch radioaktiv belastet.

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Thema: Sicherheit - Rubrik:
Quelle:
http://www.welt.de/wissenschaft/article1994250/Deutsche_Wildschweine_hoch_
verstrahlt.html

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