Heilbronner Stimme, 15.01.07

> Weitere Proteste sollen der symbolischen Blockade folgen

Von Angela Groß

80 bis 100 Menschen demonstrieren gegen die Laufzeitverlängerung des
Neckarwestheimer Kernkraftwerks

Zu einer symbolischen Sitzblockade hatte das Aktionsbündnis Castor-
Widerstand am Sonntag aufgerufen. Mit der Resonanz ist man zufrieden.

Foto: Dittmar Dirks

Neckarwestheim Sonntag, kurz vor 12 Uhr: Man friert, man raucht, man
wartet. Am Gemeinschaftskernkraftwerk Neckarwestheim (GKN) wird wieder
einmal demonstriert. Der Protest richtet sich gegen die von der Energie
Baden-Württemberg (EnBW) beantragte Laufzeitverlängerung des
Kernkraftwerks 1 bis 2017.

Viele, die zur symbolischen Sitzblockade gekommen sind, machen das
nicht zum ersten Mal. Man kennt sich, grüßt sich und versteht sein
Demonstrationshandwerk. Der Wind nimmt eine Isomatte mit sich fort, die
in Richtung des Tores rollt. Dahinter patrouilliert ein
Sicherheitsmann, der neugierig nach drüben blickt. Zwei Polizeiautos
stehen auf dem Verwaltungsparkplatz, die Beamten verfolgen das Treiben
des bunten Häufchens aus gebührendem Abstand.

Die Lage ist ruhig. Die Menschen, darunter einige Mütter und Väter mit
ihren Kindern, befestigen ihre Plakate am Tor, legen sie ins Gras. Die
geschlossene Gesellschaft versammelt sich langsam vor dem Tor. "Man
kann sich hinsetzen. Wem das zu kalt ist, der kann auch stehen
bleiben", sagt Herbert Würth, der Pressesprecher des Aktionsbündnisses
Castor-Widerstand Neckarwestheim. Doch die meisten verzichten auf den
Sitzplatz.

Mit einem Megaphon werden Passagen aus einem Flugblatt verlesen.
"Märchen und falsche Behauptungen der Atomindustrie" wie "AKW-
Abschaltung und Stromknappheit" und "billiger Atomstrom" werden aus der
Sicht der Atomkraftgegner widerlegt. Ihre Position heißt: "Regenerative
Energien ersetzen Atomstrom."

Am Sonntag sind wieder mehr Leute als früher gekommen: Herbert Würth
ist "hochzufrieden". Eine Woche Zeit ist geblieben, um das auszureizen,
was Mundpropaganda zu leisten mag: Hier und da versprengte
Atomkraftgegner zusammenzutrommeln. "Nix tun war gestern", ergänzt Jörg
Schmid von der Aktion "Strom ohne Atom" aus Stuttgart. Auch er ist
guter Dinge und kündigt die Dringlichkeit weiterer Vor-Ort-Aktionen an.
"Durch den 2000 geschlossenen Atomkonsens sind viele im
Dornröschenschlaf", erklärt Würth. Proteste bringen etwas, davon ist er
überzeugt: "In Deutschland wird kein Atomkraftwerk mehr gebaut werden."

HN-St., 13.01.07

> Große Koalition wird keinen Meiler abschalten
> Herbert Würth vom Castor-Widerstand Neckarwestheim zur symbolischen GKN-Blockade

Atomkraftgegner aus der Region protestieren an diesem Sonntag um 11.55
Uhr vor den Toren des Kernkraftwerks Neckarwestheim gegen die von der
EnBW beantragte Laufzeitverlängerung von GKN I. Mit Herbert Würth,
Pressesprecher des Aktionsbündnisses Castor-Widerstand Neckarwestheim,
sprach Joachim Kinzinger.

Herr Würth, das Aktionsbündnis demonstriert gegen den längeren Betrieb
von GKN I mit einer symbolischen Blockade. Was heißt das konkret?

Würth: Mit der symbolischen Blockade um fünf vor zwölf am Tor 1 vor GKN
I wird nicht der Reaktorbetrieb blockiert, auch nicht der
Schichtwechsel. Es geht uns darum, eine öffentliche Gegenposition gegen
die beantragte Laufzeitverlängerung zu beziehen.

Mit wie vielen Demonstranten rechnen Sie?

Würth: Wir müssen uns überraschen lassen. Es ist ein Zeichen, um wieder
mit dem Vor-Ort-Widerstand zu beginnen. Der bisherige Schwerpunkt der
Aktionen waren ja die Atomtransporte.

Planen die Atomkraftgegner weitere Aktionen in diesem Jahr?

Würth: Ja, wir planen weitere Aktionen am Atomkraftwerk Neckarwestheim
und mit anderen Gruppen zusammen, auch bei der Energie Baden-
Württemberg (EnBW), um unsere Position öffentlichkeitswirksam klar zu
machen. Allein der Anstieg bei den regenerativen Energien von 2005 auf
2006 in Deutschland übersteigt die Jahresproduktion des ersten
Atomreaktors in Neckarwestheim um das 1,5-Fache.

Gehen Sie davon aus, dass SPD-Bundesumweltminister Sigmar Gabriel den
Antrag der EnBW bewilligt und beide GKN-Blöcke bis 2017 laufen?

Würth: Ich wünsche mir nein, ich befürchte ja.

Warum?

Würth: Weil die Große Koalition nach einem Kompromiss in dieser
Legislaturperiode kein Atomkraftwerk abschalten wird. Deshalb werden
wir als Atomkraftgegner besonders wieder gefordert sein. Viele von uns
fielen nach dem beschlossenen Atomausstieg im Atomgesetz in einen
Dornröschenschlaf. Mit dem EnBW-Antrag ist der Atomausstieg außer Kraft
gesetzt.

13.01.2007 00:00


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