Atomkraftgegner bringen Castor-Zug zum Stehen
Zehn Aktivisten auf den Gleisen im Oftersheimer Wald

Von unserem Redaktionsmitglied Andreas Lin

Schwetzingen/Oftersheim. Dass der Castor-Transport auf seinem Weg von der
französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague nach Gorleben durch
Oftersheim und Schwetzingen rollen würde, war anzunehmen. Passanten war
dies spätestens klar, als am frühen Samstagabend an beiden Bahnhöfen, an
allen Brücken, Unterführungen und Übergängen Polizeifahrzeuge standen.
Gegen 20.20 Uhr kam bei den Einsatzkräften plötzlich Hektik auf. Der
Grund: Im Oftersheimer Wald hatten zehn Atomkraftgegner die Gleise
blockiert, und der Transport musste stoppen, konnte aber nach etwa einer
Stunde seine Fahrt fortsetzen.

Im Vorfeld gab es keine Anzeichen dafür, dass ausgerechnet hier
Protestaktionen geplant sein würden. Davon gingen wohl auch die
Einsatzleitungen von Bundes- und Landespolizei aus, was aber keinesfalls
hieß, dass die Vorkehrungen für alle Eventualitäten nicht ganz
generalstabsmäßig getroffen waren. Bei Dunkelheit waren die Aktivisten,
die sich etwa 200 Meter nördlich des Bahnübergangs im Oftersheimer Wald
(zwischen Wildschweingehege und Wasserwerk Untere Hardt) postiert hatten,
aber nicht auszumachen. Aus dem langsam anrollenden Zug wurden sie aber
gesichtet und die Fahrt gestoppt. Binnen weniger Minuten waren die
Einsatzkräfte vor Ort. Gleichzeitig wurde aus Sicherheitsgründen der
Zugverkehr komplett eingestellt. Dies hieß zum Beispiel, dass die
Reisenden auf dem Bahnsteig in Schwetzingen einige Zeit ausharren
mussten. Auch ein Gleisstopfzug konnte nicht in Richtung Karlsruhe
weiterfahren. Von dort kam auch die Information: "Da sind Leute auf den
Gleisen." Bereits um 20.22 Uhr stand auf der Internetseite der
Pressestelle der südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen: "Es stehen
mehrere Leute auf dem Gleis, der Zug steht!"

Das Blaulicht der Streifenfahrzeuge war dann weithin sichtbar, ebenso der
stetig über der Strecke kreisende Polizeihubschrauber. Südlich des
Oftersheimer Wingertsbuckelwegs, der von der Kreuzung Heidelberger
Straße/Albert-Schweitzer-Straße über die B 291 und die Bahnstrecke führt,
war der Brennpunkt des Geschehens zu finden. Dort hatten sich die zehn
Atomkraftgegner, die aus dem gesamten südwestdeutschen Raum stammen, zu
ihrer Aktion entschlossen und waren von den starken Einsatzkräften dann
auch schnell auf dem Gleis geortet worden.

"Bei der ersten Aufforderung, die Gleise zu verlassen, passierte noch
nichts", war später von der mobilen Pressestelle der Bundespolizei
(früher Bundesgrenzschutz) zu erfahren. Danach allerdings folgte die
Gruppe, die einige Plakate mit der Aufschrift "Castor-Alarm - Wir stellen
uns quer" ausgerollt hatte, den Anweisungen der Polizei und leistete
keinerlei Widerstand. Der Castor-Transport konnte seine Fahrt gegen 21.20
Uhr wieder fortsetzen und auch der übrige Zugverkehr nahm seinen Betrieb
wieder auf. Nachdem Sicherheitskontrollen vorgenommen und die Personalien
festgestellt waren, wurden die Aktivisten gegen 22.30 Uhr bei inzwischen
kühlen Temperaturen noch an Ort und Stelle wieder auf freien Fuß gesetzt.

Ihre Aktion war politischer Natur, die zehn Männer und Frauen wollten auf
die Problematik und Risiken der Atomkraft, der Lagerung und der
Transporte aufmerksam machen. "Blockaden machen wir selten, meistens
demonstrieren wir, erklärte einer der Aktivisten, der aus Neckarwestheim
stammt und dort schon seit rund zehn Jahren der Protestbewegung angehört.
Andere waren das erste Mal bei einem aktiven Protest dabei, sie gehören
aber zu organisierten Gruppen, die auch miteinander vernetzt sind.

Die Stelle in Oftersheim hatten sie ausgewählt, weil sie wussten, dass
der Transport mit Sicherheit dort vorbeiführen wird. In der Vergangenheit
war der Castor (Castor ist die Abkürzung "cask for storage and transport
of radioactive material", also "Behälter für Lagerung und Transport
radioaktiven Materials") auch schon einmal über die Neubaustrecke oder
die pfälzische Seite gerollt.

Für die zehn wird die Aktion mit Sicherheit ein Nachspiel haben. "Uns
erwartet ein Bußgeld," weiß einer aus der Gruppe. Denn es handle sich nur
um eine Ordnungswidrigkeit, keine Straftat. "Unberechtigtes Betreten der
Bahngleise" heißt der Vorwurf aus Polizeikreisen. Ansonsten verlief die
gesamte Sache von beiden Seiten völlig stressfrei.

Schwetzinger Zeitung
13. November 2006
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