atomfree-eastwest.jpgAtomfree Japan hat sich zur Aufgabe gemacht, den Ausstieg aus der Atomenergie in Japan und Deutschland zu unterstützen und alternative Möglichkeiten dafür durch gemeinsames Handeln aufzeigen. Die Vereinigung möchte die kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede überbrücken und Informationen, Wissen, Erfahrungen zwischen den beiden Ländern austauschen.
Das gemeinsame Ziel: Atomfreie Welt in Ost und West - von Mensch zu Mensch.

Herr Tomoyku Takada sprach bereits im vergangenen Jahr auf einer Demonstration in Neckarwestheim.
Im Artikel könnt ihr seinen Vortrag am 7.3.12 in Bietigheim nachhören, in dem er appelliert, die andauernde Katastrophe und die daraus drohenden Konsequenzen als weltweite Gefahr zu begreifen - und die daraus folgenden Konsequenzen zu ziehen - die Abschaltung aller AKW!




Infos: http://atomfreejapan.org




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Stopp AKW-Neustart in Japan

Informationspapier 24.02.2012

Aktionsbündnis „Stopp AKW-Neustart in Japan“
Historische Chance: Atomfreies Japan ab Mai 2012 möglich

1. Executive Summary

 - Der Atomausstieg in Japan kann in wenigen Wochen Realität werden, wenn es gelingt, den Neustart stillgelegter Reaktoren zu verhindern.
- Damit besteht auch die Chance, der globalen Bewegung für einen Atomaustieg und die Energiewende eine zusätzliche, kraftvolle Dynamik zu verleihen.
- Allerdings eilt die Zeit: Die Entscheidung der japanischen Regierung für oder gegen den Neustart der ersten, nach der Fukushima-Katastrophe stillgelegten Reaktoren fällt in den kommenden Wochen.
- Sichtbarer, internationaler Druck auf die japanische Regierung und ein deutliches, internationales Signal der Solidarität mit der japanischen Anti-AKW-Bewegung kann wesentlich dazu beitragen, den Neustart zu verhindern.
- Ein gemeinsamer „Offener Brief“ führender Anti-Atom-Organisationen in Deutschland an die verantwortlichen, japanischen Entscheidungsträger ist ein wirkungsvolles Mittel, internationalen Druck auf die japanische Regierung auszuüben.
- Lassen Sie uns hierzu schnell zusammensetzen, um die Dinge in die Wege zu leiten !!!

2. Ausgangssituation

Der Atomausstieg in Japan kann in wenigen Wochen Wirklichkeit werden. Von den 54 Reaktoren in Japan sind gegenwärtig nur noch 2 am Netz. Das AKW „Kashiwazaki-Kariwa“ geht Ende März und das letzte AKW „Tomari“ auf Hokkaido Ende April 2012 zu Revisionszwecken vom Netz.

Zu dem Zeitpunkt wird Japan defacto ein komplett atomfreies Land.
Es wäre der rasanteste und unauffälligste Ausstieg aus der Atomenergie in einem Industrieland. Von dieser Tatsache bzw. einer historischen Chance der Anti- Atombewegung in Japan und weltweit haben bisher nur wenige Menschen in Deutschland oder Europa Kenntnis genommen. Diese Situation erfordert zwar erhebliche Anstrengungen der japanischen Bevölkerung und Industrie zur Aufrechterhaltung der Energieversorgung. Sie führt auch zu kurzfristig höheren ökonomischen und ökologischen Kosten z.B. durch Anstieg der Energieimporte oder durch Herauffahren konventioneller Gas- und Kohlekraftwerke. Diese sind aber berechenbar und bieten nachhaltige Anreize, die Energiewende zu forcieren. Ein Zusammenbruch der Energieversorgung ist jedenfalls –selbst nach aussagen der japanischen Regierung- nicht zu erwarten ; stattdessen erweisen sich die heraufbeschworenen Versorgungsengpässe und scheinbar notwendigen langen Übergangszeiten als atompolitische Selbsterhaltungstaktik.

Die Verhinderung des Neustartes stillgelegter Reaktoren und der damit bewirkte, faktische kurzfristige Atomausstieg in Japan wäre somit der allerdeutlichste Beweis für die Verzichtbarkeit der Kernenergie auch in einem hochtechnisierten Industrieland wie Japan. Und es ist ein machtvolles Signal, daß der sofortige Atomausstieg auch in Deutschland und anderen Industrieländern zu bewerkstelligen ist

Insofern ist die Verhinderung der Wiederinbetriebnahme stillgelegter Reaktoren von strategischer Bedeutung, nicht nur für Japan, sondern für die weltweite Anti-Atombewegung. Denn dann hätte Japan faktisch den „Atomausstieg sofort“ bewerkstelligt und ein Wiedereinstieg in die Atomenergie wäre politisch kaum durchsetzbar.

Aus diesem Grunde ist das Eintreten einer „atomfreien“ Situation in Japan in diesen Tagen die größte Sorge der nationalen Regierung und der Energiekonzerne in Japan. Sie versuchen, um jeden Preis die Null-AKW-Situation zu verhindern, in dem sie alles daran setzen, die ersten der z.Zt. ruhenden AKWs, nämlich Ohi-AKWs in der Fukui- Präfektur im Westjapan wieder hochzufahren.

Aus diesem Grunde versucht die japanische Anti-Atombewegung nach Kräften den Neustart zu verhindern und die japanische Bevölkerung zu mobilisieren.

Insofern repräsentiert Japan in den nächsten Wochen im März und April 2012 die vorderste Front im internationalen Kampf für den Atomausstieg und die Energiewende. „Fukushima ist überall“ bedeutet nicht nur, daß das nukleare Desaster überall möglich ist; es bedeutet auch, daß die japanische Atompolitik globale Auswirkung in den Bemühungen für den weltweiten Atomausstieg besitzt.

3. Notwendigkeit internationaler Solidarität

Der Wiederinbetriebnahme der Reaktoren wurde trotz der Bedeutung und Tragweite bis vor kurzem in den japanischen Medien wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Seit Jahresbeginn aber ist das Problem zum allbeherschenden Thema in der japanischen Öffentlichkeit und in den Medien avanciert.

Die Argumente der Anti-AKW-Bewegung werden trotzdem von den etablierten Medien nur unzureichend dargelegt und die Berichterstattung ist deutlich tentendiös im Sinne der Regierung und Atomindustrie. Unabhängige Informationen und Berichte finden sich vorwiegend im Internet und in sozialen Netzwerken. Ein Schlüsselthema ist daher die direkte Ansprache der japanischen Öffentlichkeit und die noch stärkere Mobilisierung öffentlichen Drucks gegen das Pro-Atomlager in Japan.

Internationale Unterstützung für die japanischen Befürworter des Atomausstiegs und die Energiewende in Japan, sowie ein klarer, international orchestrierter Appell an die japanische Bevölkerung, den Druck auf die eigene Regierung zu erhöhen, ist ein machtvolles und probates Mittel für diesen Zweck.

Internationaler Druck ist keine Einmischung in japanische, innere Angelegenheiten. Die Frage der Atomkraftnutzung ist überhaupt keine nationale Angelegenheit mehr. Die Atomlobby ist global aufgestellt. Entsprechend erfordern auch die Bemühungen für den Atomausstieg internationale Solidarität und landesgrenzenübergreifende Strategien und konkrete, praktische Zusammenarbeit.

Internationale Unterstützung ist daher ein wirksames Mittel, die japanische Öffentlichkeit anzusprechen und die japanische Anti-Atombewegung in ihrem Bemühen für den Atomaustieg und die Energiewende zu unterstützen.

Deutschland kommt hier eine besondere, vielleicht historische Rolle zu. Deutschland genießt seit Jahren in Japan gerade in der Energie- und Umweltpolitik ein besonderes Gewicht und hohes Ansehen. Der jüngst beschlossene Ausstieg aus der Atomenergie und die Anstrengungen bei der Wende hinzu regenerativen Energien hat diese Sonderstellung und die Glaubwürdigkeit Deutschlands weiter zementiert. Von vielen Japanern wird Deutschland als großer Mutspender und Hoffnungsträger verstanden.

Wir können aus Deutschland den Prozess in Japan wirkungsvoll begleiten und positive, konstruktive Aktionen miteinleiten. Wir sollten unsere Einflußnahmemöglichkeiten bewußter wahrnehmen. Wir können uns viel konkreter als bisher engagieren und versuchen, ergebnisorientierte Aktionen direkt in Japan in Zusammenarbeit mit den japanischen Mitstreitern zu realisieren. Wir sollten anfangen, diese Arbeit auch integral als ein Teil unserer eigenen Bewegung und Verpflichtung zu verstehen.

4. Was tun ?

Mit einem Aktionsbündnis von deutschen Anti-AKW-Organisation, z.B. in Gestalt eines Offenen Brief an die japanischen Verantwortlichen, unterstützt von oder in Zusammenarbeit mit den japanischen Bürgerinitiativen wird wirkungsvoll Druck auf die japanische Regierung ausgeübt, auf das geplante Wiederhochfahren der Reaktoren vor allem der Ohi-AKWs in Fukui-Präfektur zu verzichten.

Die Wirkung kann durch eine gemeinschaftliche Autorenschaft eines Offenen Briefes von japanischen und deutschen Anti-AKW-Organisationen an die japanischen Entscheidungsträger deutlich verstärkt werden, denn dadurch:
- wird der japanischen Öffentlichkeit das hohe internationale Interesse an dem Atomausstieg und die Energiewende in Japan vor Augen geführt,
- gezeigt, daß die Atompolitik Japans nicht allein ein japan-internes Thema, sondern eine globale Angelegenheit darstellt, sowie
- ein kraftvolles Zeichen internationaler Solidarität mit der japanischen Anti-Atombewegung gesetzt

Lassen Sie uns daher zusammensetzen, um diesen Gedanken konkret umzusetzen !!!

5. Abschlußbemerkung: Die Zeit drängt

Von Februar bis Ende März haben wir ein historisches „strategisches“ Fenster, den Atomaustieg in Japan zu verwirklichen und damit ein machtvolles, internationales Signal zu setzen. Dies erfordert aber, daß wir zeitkritisch in den verschiedenen Phasen des Entscheidungsprozesses der japanischen Regierung eingreifen.