Liebe AKW-GengerInnen,

wir laden Euch recht herzlich zu den beiden Veranstaltungen in Darmstadt (kommenden Montag) und Ludwigsburg (Dienstag) ein!

> 30 Jahre Freie Republik Wendland - 30 Jahre Widerstand

Im Mai 1980 besetzten tausende von Atomkraftgegnern den Bauplatz für die geplante Tiefbohrung 1004 bei Lüchow-Dannenberg. Innerhalb weniger Tage entstand ein "Hüttendorf" mit allen notwendigen Einrichtungen: Öffentliche Küche, Sauna, Freundschaftshaus, Duschhaus, Solaranlagen, Gewächshäuser, Toiletten, mit Windenergie betriebener Tiefbrunnen Kirche, Bäckerei, Klinikum, Einreisebehörde mit Passamt, Ponyreitanlage für Touristen sowie der Freie Wendländische Frisiersalon. Zum ersten Mal wurde eine autonome, selbstverwaltete Gemeinschaft aufgebaut. Für viele war es ein wichtiges Erlebnis, daß ein Leben ohne Staat organisierbar ist.

Nach 33 Tagen, am 3 Juni 1980, wurde die Freie Republik Wendland von 10.000 BGS-Beamten gewaltsam geräumt und zerstört.

"Turm und Dorf könnt Ihr zerstören, aber nicht unsere Kraft, die es schuf!“, so hieß es auf einem Transparent im Hüttendorf 1004. Verdammt lange her. Doch der für eine ganze Generation identitätsstiftende Geist der Freien Republik Wendland hat sich bis heute in die aktuelle Castor- und Anti-AKW-Auseinandersetzungen niedergeschlagen.

Anlässlich der Räumung des Hüttendorfs vor 30 Jahren findet im Wendland vom 4. bis 6. Juni ein Aktionswochenende statt: Ausstellungen, eine Demonstartion (am 5.6.), Diskussionsrunden, Musikprogramm, Kultur und die Umzingelung des Gorlebener Schwarzbaus sind bereits angekündigt.

Freund_innen aus der BI Lüchow-Dannenberg sind an diesem Abend zu Gast im DemoZ. Euch erwartet ein Multimedialer Rückblick auf die „Freie Republik Wendland“ sowie aktuelle Infos aus erster Hand zum Aktionswochenende ab dem 4. Juni.

Eintritt frei, Spende erwünscht

> Montag, 03. Mai, 20.00 Uhr
Oetinger Villa, Darmstadt ( http://www.oetingervilla.de )
Va.: atomkraftENDE.darmstad

> Dienstag, 04. Mai, 19.30 Uhr
DemoZ Ludwigsburg ( http://www.demoz-lb.de )
Va: Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim


Ein Artikel dazu: DDP, 29.04.10

> Vor 30 Jahren wurde die «Republik Freies Wendland» ausgerufen
> Atomkraftgegner besetzten ein Bohrloch in Gorleben

Gorleben (ddp-nrd). Als das «Untergrundamt Gorleben-Soll-leben» am 3. Mai 1980 die Bohrstelle 1004 über dem Gorlebener Salzstocks für besetzt erklärt und im ganzen Land um Unterstützung wirbt, macht sich auch der Hamburger Fotograf Günter Zint in seinem klapprigen Wohnmobil auf den Weg in den Kreis Lüchow-Dannenberg. Der damals 38-Jährige Zint will eigentlich nur ein paar Bilder machen und dann wieder nach Hause fahren. Doch Zint bleibt. Er verknipst in dem Hüttendorf viele hundert Filme und wird so zum Chronisten der «Republik Freies Wendland».

Tausende Umweltschützer wollten damals mit der Besetzung die Tiefbohrungen stoppen, mit denen Bund und Stromwirtschaft den unterirdischen Salzstock auf seine Eignung als Atommülllager erkunden. Auf sandigem Boden errichten sie ein großes Rundhaus für Versammlungen und Dutzende Wohnhütten aus Baumstämmen, Stroh und Glas.

«Ich habe mit großer Begeisterung alle verschiedenen Bauarten der Häuser dokumentiert», erinnert sich Zint. «Es gab Energiesparhäuser mit Heizung aus Flaschen, die sich in der Sonne erwärmten und nachts die Wärme nach innen abgaben. Es gab eine Großküche, eine Krankenstation, eine Kirche, eine Groß-Toilettenanlage und eine Badeanstalt mit holzbeheizter Badewanne.» Am Dorfeingang entstand ein Passhäuschen mit Schlagbaum, wo «Wendenpässe» ausgestellt werden und über dem die grün-gelbe Wendlandfahne flattert.

Die Behörden sind empört und verurteilen den «Rechtsbruch». Niedersachsens Innenminister Egbert Möcklinghoff (CDU) sagt damals bei einem Besuch im Wendland, dass die «scheinbare Idylle und das rechtschaffene, ärmliche und gewaltlose Bild nur Kulisse» seien. Eine Holzhütte mit der Bezeichnung «Fritz-Teufel-Haus» hält für die Anschuldigung der Lüneburger Bezirksregierung her, die «Republik Freies Wendland» sei ein Refugium für Terroristen. Teufel war ein politischer Revoluzzer aus der damaligen West-Berliner Studentenszene.

Der Häuserbau und die frische Luft machen hungrig. «Oft hatten wir abends keine Ahnung, was es am Morgen zum Frühstück geben würde», erzählt Lilo Wollny. Die damals 54-Jährige organisierte die Verpflegung für Hunderte Atomkraftgegner auf dem besetzten Platz. In den Anfangstagen bringen Bauern Kartoffeln und Gemüse, Bäcker liefern kostenlos das Brot vom Vortag. Frauen aus den Nachbardörfern backen Kuchen, die in der «Republik Freies Wendland» für eine Spende abgegeben werden. «So kamen wir an Geld, um selber was einzukaufen», sagt Wollny.

An den Wochenenden reisen Tausende Neugierige an, das Dorf wird zur touristischen Attraktion von Kaffeefahrten und Familienausflügen. Manche Gäste wollen nur mal gucken, andere bringen Werkzeug mit und helfen beim Häuserbau. «Eines abends tauchen unverhofft ein paar Damen im Abendkleid und Herren im Smoking auf und überreichen etwas verlegen Platten mit Häppchen, die von einer Geschäftseinweihung übriggeblieben sind», schreibt eine Zeitung. Auch Gerhard Schröder, damals Bundesvorsitzender der Jungsozialisten, schaut im Hüttendorf vorbei.

Abends spielen Rockbands, Folkgruppen, Theaterkollektive und Liedermacher wie Wolf Biermann und Walter Moßmann. Göttinger Theologiestudenten bauen im Dorf eine Holzkirche. Rund 100 Besucher kommen zum ersten Gottesdienst. Die hannoversche Landeskirche hat kurz zuvor ein Predigtverbot für einen Pfarrer aus dem nahen Gartow erlassen.

Am 4. Juni wird die «Republik Freies Wendland» von der Polizei geräumt. Rund 10 000 Beamte umstellen das Hüttendorf, Hubschrauber donnern im Tiefflug über die Baumwipfel. «Das sah aus wie Bürgerkrieg und fühlte sich auch so an», sagt die Grünen-Politikerin Rebecca Harms. Die Küchencrew hat ihren letzten Einsatz. «Wir haben noch Tee und Suppe gekocht, als die Räumung schon begonnen hatte», berichtet Lilo Wollny.

5000 Atomkraftgegner sitzen an jenem Tag singend auf dem Dorfplatz. Beamte zerren die Demonstranten aus der Menge, vereinzelt kommen Schlagstöcke zum Einsatz. Raupenfahrzeuge walzen die Hütten nieder. Günter Zint beobachtet den Einsatz aus dem Fenster eines Hauses. Sekunden nachdem er das Gebäude verlässt, rammt ein Bulldozer den Bau. Die Hütte fällt in sich zusammen.

«Reine Glückssache», sagt Zint, «dass ich diese Situation überlebt habe.» Trotz dieses Angstmoments überwiegen bei dem Fotografen die guten Erinnerungen an die Republik Freies Wendland. «Es waren viele aufregende Wochen mit einer tollen Solidarität unter den Bewohnern», sagt er. «Ich bin froh, dabei gewesen zu sein.»

(ddp)



akw-feindlichen Grüße

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ka-news.de - Fotogalerie, 9.04.10

> Galerie: Demonstration bei EnBW Hauptversammlung



ka-news.de, 29.04.10

> Greenpeace protestiert bei EnBW-Hauptversammlung

Karlsruhe (ps) - Greenpeace-Aktivisten demonstrieten heute vor der Hauptversammlung des Energieversorgers EnBW gegen dessen Ankündigung, seinen Reaktor Neckarwestheim I nicht vom Netz zu nehmen.

Eine ähnliche Greenpeace-Aktion fand bereits vor einem Jahr in Harrisburg statt.
Foto: Hans Fischer

Die Aktivisten ließenen sich zwischen gelben Atommüllfässern wie tot zu Boden fallen und wollen damit symbolisch auf die tödliche Gefahr von Störfällen oder Terroranschlägen auf Atomkraftwerke hinweisen. Überdies forderten sie mit Bannern vor der Stadthalle des Kongresszentrums in Karlsruhe ein Umdenken in der Geschäftspolitik der EnBW. Die Aktionäre sollen für den Ausbau regenerativer Energien stimmen, anstatt an der Atomkraft festzuhalten.

"Die Geschäftspolitik der EnBW ist rückwärts gewandt und unverantwortlich. Sie sollte ihre Milliardengewinne lieber in den Ausbau Erneuerbarer Energien investieren, statt sie als Dividende an Großaktionäre wie den staatlichen französischen Atomkonzern Electricité de France (EdF) auszuschütten", heißt es in einer Pressemitteilung von Greenpeace-Aktivist Stephan Späth.
 

Und weiter: "Altreaktoren wie Neckarwestheim sind störanfällig und gehören sofort vom Netz." Gegen Neckarwestheim I spreche nicht nur der mangelnde Schutz der Anlage vor Terroranschlägen und Flugzeugabstürzen, sondern auch der Standort auf geologisch instabilem Grund in einem ehemaligen Steinbruch.

Laut Atomkonsens sollte das Kraftwerk schon Ende 2008 vom Netz gehen. Durch eine Drosselung der Stromproduktion verzögerte sich dies zunächst bis April 2010. Nun bleibt der Reaktor bis voraussichtlich Herbst 2010 in Betrieb, da er die nächsten Monate nach einer Ankündigung der EnBW auf nur 30 Prozent seiner eigentlichen Leistungsfähigkeit gefahren wird. Damit soll der Reaktor so lange am Netz bleiben bis die Bundesregierung den Atomausstieg kippt - so jedenfalls Greenpeace.

Der EnBW-Konzernpressesprecher Ulrich Schröder bestätigte gegenüber ka-news die Demonstration. "Es ist jedermanns gutes Recht, zu demonstrieren", sagte er und ergänzte: "Nicht nur Greenpeace, auch wir standen und werden während der gesamten Zeit der Hauptversammlung auf der Straße stehen, um in direkten Dialog etwa mit Passanten zu treten." Es sei bisher ein offener und fairer Austausch gewesen. Greenpeace habe seine Stände inzwischen abgebaut.



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Wiesbadener Kurier, 26.04.

"Das ist unser Frühlingserwachen"

Von Christoph Risch

BIBLIS Unerwartet große Menge der Demonstranten sorgt in der Anti-Atomkraft-Bewegung für Aufbruchgefühle

10 000 Teilnehmer, wie die Polizei sagt, oder 20 000, wie die Veranstalter behaupten? Egal: Es kamen auf jeden Fall sehr viel mehr Menschen als erwartet nach Biblis, um zwei Tage vor dem 24. Jahrestag der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl gegen die Atomkraft zu demonstrieren. Aufgerufen hatten dazu zahlreiche Anti-Atomkraft-Initiativen aus Süddeutschland. Dass so viele kamen, ist für Matthias Weyland vom Bund für Umwelt und Naturschutz angesichts der aktuellen Debatte um den Ausstieg vom Atomausstieg kein Wunder: "Die Bevölkerung ist die Trickserei der Betreiber und der Politik leid, die Wut ist enorm."

Volksfeststimmung

Die Stimmung auf dem großen Parkplatz direkt vor dem Eingang zum Atomkraftwerk glich dennoch eher der eines Volksfestes als einer Protestaktion. Die Nutzung des Parkplatzes war vom Unternehmen geduldet worden. Bis auf einige Rauchfackeln, die abgebrannt wurden, blieb die Aktion absolut friedlich. Befürchtungen, Aktivisten des "Schwarzen Blocks" könnten die Demonstration für Randale nutzen, bewahrheiteten sich jedenfalls nicht. Polizeisprecher Karlheinz Treusch: "Keine besonderen Zwischenfälle." Dabei war die Polizei auf alle Möglichkeiten vorbereitet: Zahlreiche Polizisten hatten sich rund um das Atomkraftwerk verteilt - die genaue Zahl wollte Treusch nicht nennen.

Weil das Gelände weiträumig für den Pkw-Verkehr abgesperrt war, mussten die mit Bussen und einem Sonderzug angereisten Demonstranten lange Fußmärsche im Kauf nehmen. Manche kamen so spät, dass sie die vier kurzen Reden gar nicht mehr erlebten.

Vertreter von SPD und Grünen, darunter die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad (SPD) und der hessische SPD-Vorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel sowie die hessischen Grünen-Vorsitzenden Kordula Schulz-Asche und Tarek Al-Wazir, mussten sich von dem Wiesbadener Atomkraftgegner Michael Wilk vorwerfen lassen ihre Parteien seien wegen des Atomkompromisses mit Schuld daran, dass die Atomkraftwerke noch immer am Netz seien. Die Linken, ebenfalls angereist, waren von der allgemeinen Politikerbeschimpfung ausgenommen. Die Kraftwerksbetreiber nannte Wilk Kriminelle, was sie täten, sei Körperverletzung.

Trotz aller scharfen Worte: Auch die "Umzingelung" des Kraftwerks verlief ohne Zwischenfälle. Die vier Kilometer lange Strecke konnte wegen der Menschenmenge ohne Not vollständig besetzt werden. Das anschließende "Die in", bei dem sich die Atomkraftgegner für fünf Minuten tot stellten, um auf die Gefahren durch die Atomkraft hinzuweisen, lief ebenfalls glatt über die Bühne. Für Herbert Würth vom Aktionsbündnis Neckarwestheim steht angesichts des Erfolgs dieses Aktionstags fest: "Das ist das Frühlingserwachen der Atomkraftgegner."

http://www.wiesbadener-kurier.de/region/rhein-main/8810593.htm



Neues Deutschland, 26.04.2010

Öko-Veteranen und ihre Enkel
20 000 Menschen zogen vor das Atomkraftwerk in Biblis

Von Hans-Gerd Öfinger, Biblis

Große Resonanz auch in Hessen: Höhepunkt des dortigen Protestmarsches war eine Menschenkette rund um das Kraftwerksgelände.

Demonstranten in Biblis: »Panikmache der Industrie«
Foto: dpa

Über dem südhessischen Biblis strahlte an diesem Samstag die warme Frühlingssonne ebenso wie die Gesichter der Demonstranten, die in einem kilometerlangen Demonstrationszug zum ältesten Atomkraftwerk der Republik zogen. Die rund 20 000 Demonstranten ahnten bald, dass sie Teil einer wieder anschwellenden Protestbewegung waren, die so viele Menschen auf die Straße bringt wie seit 20 Jahren nicht mehr.

In Biblis waren alle Altersgruppen vertreten, Öko-Veteranen aus den 1970er Jahren ebenso wie ihre Kinder und Enkel. Viele hatten eigene Schilder und Transparente mit Aufschriften wie »Wer Atom spaltet, spaltet die Gesellschaft« mitgebracht. Höhepunkt der Protestaktion bildete die Umzingelung des Kraftwerksgeländes und das »Die-In«, ein symbolisches Schausterben, zu dem sich die Demonstranten fünf Minuten stumm auf den Boden legten.

Auch SPD, Grüne und LINKE hatten viele Menschen mobilisiert und setzten sich mit ihren Plakaten, Fahnen, symbolischen Müllfässern und Schutzanzügen kameragerecht in Szene. Bei der Abschlusskundgebung vor dem Kraftwerk allerdings kamen keine Parteienvertreter, sondern Sprecher regionaler Umweltgruppen und Bürgerinitiativen zu Wort. So kritisierte der Notfallmediziner Michael Wilk den »faulen Atomkompromiss« der ehemaligen rot-grünen Bundesregierung. Und Herbert Würth von der Initiative gegen das AKW Neckarwestheim forderte die Zuhörer zu einem »Stehempfang« für den anstehenden Castor-Transport in das niedersächsische Gorleben im kommenden November auf. So entstehe »Druck, an dem keiner vorbeikommt«.

Schlaglicht auf das gesellschaftliche Kräfteverhältnis wirft auch die Tatsache, dass eine von der Atomlobby geförderte Demonstration pro Atomstrom im vergangenen September in Biblis allenfalls 1500 Menschen auf die Straße brachte. Dies waren überwiegend Auszubildende aus Kraftwerken in der ganzen Republik, die auf Arbeitgeberkosten in einer Art Betriebsausflug herangekarrt worden waren. Erhard Renz vom Bündnis AKWende lässt diese »Panikmache« der Atomlobby mit den Arbeitsplätzen als Folge des Atomausstiegs nicht gelten: »Bei erneuerbaren Energien entstehen bundesweit täglich 80 neue Arbeitsplätze.«

Atomkraftgegner aus Rheinland-Pfalz warben in Biblis für eine weitere Demonstranten pro Atomausstieg, die heute durch Koblenz ziehen wird. Da auch hier ein breites Bündnis aufgerufen hat, erwarten die Veranstalter mindestens 2000 Teilnehmer.

http://www.neues-deutschland.de/artikel/169813.oeko-veteranen-und-ihre-enkel.html


Frankfurter Rundschau, 26.04.10

Fünf Minuten Atomtod in Biblis
Tausende Demonstranten vor AKW

Von Jutta Rippegather

Demonstranten (Bild: dpa)

Biblis. Sie stehen dicht gedrängt. Nebeneinander. Schulter an Schulter. Rund vier Kilometer misst die Menschenkette, die das Atomkraftwerk umzingeln. Sirenengeheul - und auf einen Schlag schlägt das fröhliche bunte Spektakel um in eine düstere Szenerie. Wie Fliegen fallen die Leute auf die Erde: Kinder, Junge, Alte. "Die gesamte SPD liegt am Boden" schreit ein Mann in sein Handy, als er die Gruppe prominenter hessischer Genossen passiert.

Fünf Minuten dauert der Spuk. Dann erwachen die Demonstranten wieder vom symbolischen Atomtod. Sie stehen auf, klatschen, skandieren dazu laut: "Abschalten, abschalten". Rund um das Atomkraftwerk ist ihr Ruf zu hören.

15000 sind es laut Veranstalter, die Polizei spricht von 10000 Teilnehmern. SPD, Grüne, Linke, DKP, Anarchos, Gewerkschafter - alle zeigen ihre eigenen Flaggen. Die meisten aber die gelbe mit der roten Sonne. Eine solch große Demonstration hat Biblis schon lange nicht mehr erlebt. Da waren sich Organisatoren wie Polizei einig.

Mehr zum Thema
Fotostrecke Fotostrecke: Tausende Demonstranten vor AKW Biblis
Das fünfminütige "Die In" (Schausterben), sagt Julia, hat ihr nochmal nahegebracht, warum sie hier sind. "Ich habe mich sehr tot gefühlt", sagt die 33-Jährige und blickt auf die grauen Betonklötze hinter dem Werkstor. "Und bedroht."

Unverständnis bei Belegschaft

Die Menschenmasse vom Samstag will das nicht länger hinnehmen. Sie fordert ein sofortiges Abschalten des "Schrottreaktors". Weil die Frage des Endlagers nach wie vor ungelöst ist. "Die setzen unsere Zukunft aufs Spiel", sagt Desiree (16), die mit dem Rad die 30 Kilometer hergestrampelt ist. "Weil ich es mir nie verzeihen könnte, wenn meine Kinder Leukämie oder Krebs bekämen", sagt Jonas (22), der aus Heidelberg hierherkam. "Weil die Atomkraft den Ausbau erneuerbarer Energien verhindert", meint Jörg (19), aus Frankfurt.

Angela (25) hat sich mit gelber und schwarzer Farbe Gesicht und Arme bemalt. "Es wird oft vergessen, was alles schon war." Als in Tschernobyl Radioaktivität entwich, war sie gerade einmal ein Jahr alt. Ein paar Meter weiter ruft Michael Wilk vom Arbeitskreis Umwelt Wiesbaden ins Mikrofon: "Der Betrieb von Atomanlagen ist Körperverletzung - und das gilt für alle Standorte!"

RWE gibt sich ob der Großdemo indes großzügig: "Jeder hat in einer Demokratie das Recht, seine Meinung frei zu vertreten", lässt Werksleiter Hartmut Lauer in schriftlicher Form wissen. "Deshalb dulden wir auch die Kundgebung auf unserem Gelände." Unterstützt wird er vom stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden, der auf Anruf des RWE-Sprechers vor das Seitentor kommt: Der Reaktor sei sicher, die Demonstration stoße bei der Belegschaft, 1000 Männer und Frauen, "teilweise auf Unverständnis". RWE sei in der Region ein großer Arbeitgeber.

Ein Argument, das Wilk vom Arbeitskreis Umwelt auch in seiner Rede anspricht. Die Bibliser müssten nicht um ihre Jobs bangen. Denn nach dem Abschalten müsse schließlich der Rückbau erfolgen.

Doch die Fronten sind verhärtet. Das Grüppchen Biertrinker im Bibliser Tennisclub findet keine netten Worte für die vielen Demonstranten, von denen die ersten schon früh um 7 Uhr angerückt seien. "Das sind doch Bekloppte", sagt Ludwig Schmitt (74), der 25 Jahre die Kantine des Kraftwerks beliefert hat. "Das ist die sauberste Energie, die es gibt."

Lesen Sie auch
Menschenkette gegen Atomkraft: Ein 120 Kilometer langes Signal
http://fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hessen/2579301_Fuenf-Minuten-Atomtod-in-Biblis-Tausende-Demonstranten-vor-AKW.html

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Liebe AKW-GegnerInnen,

- mit dieser Mail möchten wir Euch auf die heutige Radio-Sendung zum 24. Tschernobyl-
Jahrestag hinweisen. Heute, 14-17 Uhr beim Freien Radio für Stuttgart, in Stuttgart unter
99,2 MHZ oder 102,1 im Kabel, sonst via Internet-Stream: www.freies-radio.de

Die Sendung wurde von der Redaktion "Kaktusfunk - Dein klingendes Transparent aus
Ludwigsburg" produziert; das Aktionsbündnis ist Teil dieser Redaktion.
Das Programm der Sendung findet ihr auf der Internetseite des Aktionsbündnis unter
"Termine".

- Des weiteren laden wir Euch nochmals herzlich zur heutigen Mahn- und Protestaktion am
AKW Neckarwestheim ein!

Tschernobyl mahnt - Atomausstieg jetzt!
26.04.2010, 20 Uhr
AKW Neckarwestheim, Tor 1, 20 Uhr

Mit akw-feindlichen Grüßen!




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Liebe AKW-GegnerInnen,

am kommenden Samstag findet eine der grössten Anti-AKW-Demonstrationen, die der Süden dieser Republik je erlebt hat, am AKW Biblis statt. Tausende von Menschen werden mit der Umzingelung des AKWs den AKW-BetreiberInnen und ihren FürsprecherInnen in Politik und Wirtschaft zeigen: Es reicht!
Schluss mit dieser Risikotechnologie - die sofortige Stilllegung der AKWs muss jetzt erfolgen! Die sofortige „Energiewende“ ist machbar!
Gerade auch der Rückblick auf die dramatischen und verheerenden Ereignisse in Tschernobyl vor 24 Jahren lassen nur eine Forderung zu:
Atomausstieg jetzt sofort – ohne Kompromisse!

* Atomkraft abschalten! Umzingelung des AKW Biblis am 24.4.

Das Aktionsbündnis beteiligt sich aktiv im Trägerkreis dieser Aktion im Rahmen der bundesweiten Kampagne zum 24. Tschernobyl-Jahrestag.
Kommt nach Biblis – macht Euren Protest öffentlich!
Alle Infos unter http://www.anti-atom-umzingelung.de

Im Bus des Aktionsbündnis gibt es noch einige wenige freie Plätze. Start in Ludwigsburg um 10 Uhr am Bahnhof. Zustieg ist auch in Heilbronn um 10.40 Uhr am Freibad Gesundbrunnen möglich (kurzer Stopp von 10 Min.). Anmeldung via Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! . Infos auf unserer Internetseite: http://neckarwestheim.antiatom.net

* Info und Benefizveranstaltung in Stuttgart am Freitag, 23.04.

Der Reaktorunfall von Tschernobyl - damals und heute
Tschernobyl mahnt: Atomausstieg jetzt!

Mit Fr. Dr. Siedentopf (Tschernobyl-Hilfe Kostjukovitschi) und Hr. Dr. Sladek (EWS-Schönau) und dem Belcanto Kinder- und Jugendchor, Stuttgart
Ort: Stuttgart, Bürgerzentrum West, Bebelstraße, Großer Saal
Zeit: Freitag, 23.04.10, 19.30 Uhr
Herzliche Einladung!

* 24 Jahre Tschernobyl

Mahn- und Protestaktion vor dem Atomkraftwerk Neckarwestheim am 26. April

Am Montag, 26. April 2010, dem 24. Tschernobyl-Jahrestag, findet die Mahn- und Gedenkaktion um 20 Uhr auf dem Parkplatz vor Tor 1 des AKW Neckarwestheim statt.
Jedes Jahr nehmen AKW-GegnerInnen den Tschernobyl - Jahrestag zum Anlass, um vor dem AKW Neckarwestheim den Opfern der Atomindustrie in Form einer Mahnaktion zu gedenken. Unverzichtbarer Bestandteil dieser Mahnaktion ist die politische Forderung der sofortigen Stilllegung aller Atomanlagen – weltweit.

Bei der Kundgebung wird der Opfer von Tschernobyl gedacht und die dramatischen Ereignisse, die schlimmen Folgen und die bitteren Erfahrungen durch die AKW-Katastrophe werden in Erinnerung gerufen.

Hierbei werden alle bisher bekanntgewordenen schweren Störfalle in Atomkraftwerken weltweit auf Schildern dargestellt. Redebeiträge werden sich auf die Katastrophe in Tschernobyl, aber auch auf den schleichenden GAU durch Uranabbau sowie die aktuelle politische Lage beziehen.

Veranstalter der Mahnaktion sind die Initiative „Strom ohne Atom“ Stuttgart, der Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar (BBMN) und das Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim.

Wir laden herzlich zur Teilnahme an der Veranstaltung ein!

Sonnige Grüsse!





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Robin Wood, 16.04.10
http://www.robinwood.de (Bericht und Bilder)

> Atomkraftwerke abwracken
> Aktions-Quartett von ROBIN WOOD und ContrAtom an vier AKWs

Brokdorf, Brunsbüttel, Krümmel, Neckarwestheim, den 16. April 2010

Mit zeitgleichen Aktionen an den Atomkraftwerken Brokdorf, Brunsbüttel, Krümmel und
Neckarwestheim haben heute AktivistInnen von ROBIN WOOD und ContrAtom für den
sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie demonstriert. In Brunsbüttel stiegen sie auf den
Turm eines Gaskraftwerks am AKW und spannten ein Banner mit dem Slogan: "Stopp
Atom!" In Brokdorf und Neckarwestheim stellten sie Dreibeine aus sieben Meter hohen
Gerüststangen in die Zufahrten und hängten sich in deren Spitze. In Krümmel entrollten sie
ein Banner mit der Aufschrift "Für Ökostrom - Vattenfall abschalten!" Mit ihren Aktionen
rufen sie dazu auf, der Atompolitik von Bundesregierung und Energiekonzernen offensiv
entgegenzutreten und sich in der kommenden Woche massenhaft an den vielfältigen
Protesten anlässlich des Jahrestages der Tschernobyl-Katastrophe zu beteiligen.

Die atompolitische Debatte spitzt sich zu. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU)
lässt eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten auf bis zu 60 Jahre prüfen und bereitet eine
Novelle des Atomgesetzes vor. "Die Pläne der Bundesregierung weisen komplett in die
falsche Richtung. Schon der Atomkonsens war ein fauler Kompromiss. Unter Schwarz-Gelb
soll es noch schlimmer kommen und die Abschaltung selbst der ältesten und unsichersten
Meiler auf den St. Nimmerleinstag hinausgezögert werden", sagt ROBIN WOOD-Aktivist
Daniel Häfner. "Atomkraftwerke gehören abgewrackt - jetzt, für immer und ohne jede
Abwrackprämie in Form von Gewinnen aus dem Verkauf von Reststrommengen."

Die Schrottreaktoren Krümmel und Brunsbüttel stehen seit über zwei Jahren wegen
gravierender Sicherheitsmängel still, ohne dass dies zu Engpässen in der Stromversorgung
geführt hätte. In den Siedewasser-Reaktoren - die beide vom schwedischen Konzern
Vattenfall betrieben werden und E.ON mitgehören - hat es mehrfach schwere Störfälle
gegeben. Dazu zählten der Trafobrand am 28. Juni 2007, die erneuten Trafo-Probleme im
Juli 2009 in Krümmel und die Knallgasexplosion in der Nähe des Reaktordruckbehälters am
14. Dezember 2001, bei der das AKW Brunsbüttel knapp an einer Katastrophe vorbei
schrammte. Die schwedische Atomaufsicht bescheinigte Europas fünftgrößtem
Energieversorger "Mängel in der Sicherheitskultur". Auch deutsche Politiker und Behörden,
nicht zuletzt aus der schleswig-holsteinischen Landesregierung, kritisierten den Skandal-
Konzern.

"Die richtige Antwort auf die mangelnde Zuverlässigkeit des Betreibers Vattenfall kann nur
heißen: Entzug der Betriebserlaubnis für die AKWs Krümmel und Brunsbüttel. Das schließt
aus, dass Vattenfall für seine Schlampereien noch belohnt wird, indem es Reststrommengen
gewinnbringend verkauft und ermöglicht, dass etwa das AKW Brokdorf noch länger am Netz
bleibt", sagt ROBIN WOOD-Energiereferent Dirk Seifert.

Auch die AKWs Neckarwestheim 1 und Biblis A sind zurzeit allein wegen Tricksereien ihrer
Betreiber noch am Netz. EnBW und RWE lassen die Reaktoren nicht mit voller Leistung
laufen, um die ihnen laut Atomgesetz zustehenden Reststrommengen zu strecken - in der
Hoffnung, dass Schwarz-Gelb eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten durchsetzt. "Die AKW-
Laufzeiten zu verlängern, bedeutet ein noch größeres atomares Risiko, noch mehr tödlich
strahlenden Müll, die Stärkung der vier ohnehin marktbeherrschenden Atomkonzerne und ein
Ausbremsen der Erneuerbaren Energien", sagt ROBIN WOOD-Aktivistin Christina Albrecht.
"Da machen wir nicht mit und rufen dazu auf, in der kommenden Woche auf die Straße zu
gehen und gemeinsam ein starkes Zeichen pro Atomausstieg zu setzen."

Gelegenheiten dafür gibt es zahlreich: bei der Aktions- und Menschenkette zwischen den
AKW Brunsbüttel und Krümmel, dem Anti-Atom-Treck nach Krümmel, der Umzingelung des
AKWs Biblis und der Demo am Zwischenlager Ahaus.



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Liebe AKW-GegnerInnen,

morgen, am Samstag, 17.04., feiert das DemoZ Ludwigsburg sein 30-jähriges Bestehen mit
einem großen "Gala-Abend": > 30 Jahre DemoZ - Eine Stadt im Jubelrausch <. Hierzu laden
wir Euch recht herzlich ein!
Das DemoZ Ludwigsburg stellt dem Aktionsbündnis seit nunmehr 14 Jahren seine
Infrastruktur für Veranstaltungen und Büro zur Verfügung - dafür besten Dank.
www.demoz-lb.de

Auch morgen könnt Ihr im DemoZ Bus-Tickets nach Biblis kaufen - wir haben noch freie
Plätze!

Im Rahmen der DemoZ - Veranstaltungsreihe "Eine Stadt im Jubelrausch" kommen am
Dienstag, 04. Mai, VertreterInnen der BI Lüchow-Dannenberg nach Ludwigsburg - es
erwartet Euch ein multimedialer Rück- und Vorblick zu "30 Jahre Räumung der Freien
Republik Wendland"; auch mit Informationen aus erster Hand zum Aktionswochenende im
Wendland am 4.-6. Juni. Bitte vormerken & herzliche Einladung!

Akw-feindliche Grüße!

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Stuttgarter Zeitung, 13.04.10

> Kritik, Konsens und ein großes Fest
> Ludwigsburg Das Demokratische Zentrum wird 30 Jahre alt und beschenkt seine Gäste
reich.

Den Gründern des Ludwigsburger Demoz hätte es gefallen, wenn ihr Verein heute nicht
mehr nötig wäre. Doch er lebt - und hat noch Ziele, wie die Vorsitzende Conny Weipert
berichtet.

30 Jahre Demoz: Conny, feiert ihr Geburtstag oder dass es euch überhaupt noch gibt?

Ganz klar: wir feiern den 30. Geburtstag.

Das Demoz zählt zu den letzten selbst verwalteten nicht-kommerziellen Kulturzentren. Was
ist das Geheimnis des Erfolges?

Wir haben nie einen Schritt zur Kommerzialisierung gemacht. Die Kritik an Hierarchien und
Herrschaft ist immer aufrecht erhalten geblieben, indem wir selbst nie Hierarchien aufgebaut
haben. Außer der Putzhilfe verdient hier niemand Geld.

Und das ausgerechnet in einer Stadt, in der Hierarchie und Herrschaft eine große Rolle
gespielt haben. Ironie des Schicksals?

Für uns ist das ja auch immer genug Grund, uns daran aufzuziehen. Wir sind der Kaktus im
Blühenden Barock. In der Stadt ist alles wunderschön, es gibt viel Kultur. Aber das ist vor
allem eine Kultur für besserbetuchte Menschen. Wir versuchen, dem eine Alternative
entgegenzustellen.

Das Demoz-Motto für das 300-Jahr-Jubiläum Ludwigsburgs lautete "300 Jahre Langeweile".
Ist es hier wirklich so schlimm?

Schlimm nicht. Aber es ist ja schon so, dass es hier zwar fünf Hochschulen gibt, ich aber
kaum sehen kann, woran man das studentische Leben in der Stadt bemerkt.

Deshalb ist es gut, dass es das Demoz gibt?

Es ist ein Ort, an dem eine alternative Kultur und Politik möglich ist. Der Ortsverband der
Grünen hat sich etwa hier gegründet, die Tanz- und Theaterwerkstatt hat im Demoz ihre
Anfänge. Auch dem Dritte-Welt-Laden oder dem einstigen Buchladen "Das schwarze Schaf"
hat das Demoz sicher ein Stück weit das Umfeld geboten.

Und heute?

Wir haben noch immer an die zehn Gruppen im Haus. Da sind junge Leute dabei aber auch
alte. Neulich hat hier ein Mitglied seinen 70. Geburtstag gefeiert. Und ich denke schon, dass
wir mit dem, was hier getan wird, Diskussionen mit beeinflussen. Wenn wir gucken, was die
Neonazis in den letzten 20 Jahren in der BRD angerichtet haben und was antifaschistische
Gruppen geleistet haben, dann sind hier Diskussionen beeinflusst worden. Die Anti-Atom-
Geschichten gehören da natürlich auch dazu.

Und der Wettbewerb, mit das Demoz an Weihnachten 2002 denjenigen finden wollte, der
Jesus am ähnlichsten sieht?

Humor ist schon wichtig fürs Demoz. Ich glaube aber auch, dass Humor für uns mehr ist als
Lachen, er ist ein Transportmittel für Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen. Das steckt
auch in dem Jesus-Ähnlichkeitswettbewerb drin. Wir wollen Weihnachten nicht unbedingt so
feiern, wie es in unserem Kulturkreis gefeiert wird. Für uns ist das eher ein Anlass, das zu
karikieren.

Ihr würdet es also wieder tun, obwohl beinahe der Zuschuss weg gewesen wäre?

Natürlich. Wir waren damals zwar über die heftigen Reaktionen überrascht. Aber weil wir
immer auch versuchen, uns nach außen kritisch zu äußern und Position zu beziehen, haben
wir eben nicht nur Freunde. Aber immerhin gibt es seit dieser Aktion damals ein Logo, das
darauf hinweist, dass es sich bei bestimmten Programmen um eine "geschmacklich
fragwürdige Veranstaltung" handelt.

Wenn ihr ein Tag Herzog von Ludwigsburg sein könntet, was würdet ihr tun?

Wir bräuchten wahrscheinlich mindestens ein Jahr zum Diskutieren. Bei uns gilt ja nach wie
vor das Konsensprinzip. Aber wir würden sicher mit einem Fest starten und kostenlose
Kürbissuppe für alle ausgeben.

Und im Ernst?

Wenn wir fertig diskutiert hätten, gäbe es viele Sachen, die wir ändern wollten. Wir würden
die Neonazis abzuschaffen; wir sind keine großen Freunde von Waffen und
Atomkraftwerken; wir wollen eine andere soziale Welt, wo die Gerechtigkeitsnorm Solidarität
ist, und nicht das Leistungsprinzip und die Eigenverantwortung. Diese großen Ziele gehen
natürlich über Ludwigsburg hinaus. Was wir für die Stadt wollten, ist, dass man Mittel für
Kultur aufwenden kann, auch wenn sie nicht der klassischen Verwertungslogik der
Kulturindustrie entspricht. Das ist ja auch hier unser Anliegen: Kultur und Politik möglich
machen, mit der man nicht das große Geld machen kann. Wir gehen aus jeder zweiten
Lesung oder jedem zweiten Konzert mit einem Minus hier raus.

Was fällt dir dazu ein: Eine Stadt mit drei Schlössern . . .

. . . bietet ausreichend Platz für drei große Kakteengärten.

Ein Landkreis mit einem atomaren Zwischenlager . . .

. . . ist Anlass zu großer Sorge und Wut!

Macht kaputt . . .

. . . können wir das schieben?

Okay, dann so: und wenn morgen die Welt unterginge . . .

. . . würden wir die Trümmer einsammeln und daraus ein noch viel größeres und schöneres
Demoz bauen.

Die Fragen stellte Verena Mayer.

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Stuttgarter Ztg, 13.04.

> ES GIBT VIEL ZU TUN, DAS DEMOZ PACKT"S AN

Der Verein Am 2. Februar 1980 wurde der Verein "Demokratisches Zentrum" offiziell
gegründet. Unter seinem gemieteten Dach in der Wilhelmstraße 45/1 bietet er vielen
Gruppen eine Heimat. Atomkraftgegner sind darunter, Antifaschisten und Feministinnen.

Die Vorsitzende Die Chefin des Vereins heißt Conny Weipert. Die 30-Jährige engagiert sich
seit zehn Jahren im Demoz, wo man sich in der Regel schnell duzt - und wo das
Konsensprinzip gilt. Alleingänge gibt es also nicht, entschieden wird im Plenum.

Das Festprogramm Den Auftakt des Jubiläums bildet am kommenden Samstag ein
Galaabend. Das Fest beginnt um 20 Uhr, der Eintritt kostet fünf Euro. Bis November finden
weitere Geburtstagsveranstaltungen statt. Details stehen im Netz: www.demoz-lb.de ena




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