Liebe AKW-GegnerInnen,

die 2-monatige Auslegung der Unterlagen für die Öffentlichkeitsbeteiligung zur Stilllegung von Morsleben hat jetzt begonnen. Infos hierzu finden sich z.Bsp. bei der Initiative gegen das Atommüllendlager Morsleben e.V. ( http://www.bi-morsleben.de/ ).

Hier noch die links zur Pressemitteilung des BfS
http://www.bfs.de/de/bfs/presse/pr09/pr0934.html
und den online verfügbaren Auslegungsunterlagen
http://www.bfs.de/de/endlager/morsleben.html/verfahrensunterlagen_eram.html

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> Atommüllkippe Morsleben ist niemals dicht.
> J e t z t   E i n w e n d u n g e n   e r h e b e n !

Atommüll in einem bröckelnden Salzbergwerk - das kann nicht gut gehenl Das Bundesamt für Strahlenschutz als Betreiber will mit aufwendigen Baumaß­nahmen die Langzeitsicherheit gewährleisten. Doch schon jetzt bröckelt es an allen Ecken und Enden. Niemand kann wissen, was mit menschlichen Bauwerken in Tausenden von Jahren passiert. Und keiner weiß, was wirklich alles im ERAM liegt. Nach dem Still­legungsplan sollen sogar die hochaktiven Abfälle wie das Radiumfass, für die es keine Endlagerungs­geneh­migung gibt, im ERAM bleiben. Das können wir nicht hinnehmen. Wir wollen Lösung Lösungen mit maximaler Sicherheit für die Bevölkerung und für die Arbeitskräfte.

Stilllegungsplan liegt jetzt auf dem Tisch

Wie soll es weitergehen mit der maroden Atommüllkippe Morsleben? Das Bundesamt für Strahlenschutz als Betreiber hat jetzt den Stilllegungplan und viele zusätzlichen Dokumente auf seiner Website veröffentlicht. Vom 22.Oktober bis 21. Dezember liegt der Stilllegungsplan in Magdeburg, Erxleben und Helmstedt zur Einsicht aus. In dieser Zeit können Einwendungen eingereicht werden. Gemeinden, Städte und Landkreise der Region sind zu Stellungnahmen aufgefordert.

Informieren, Einwendungen sammeln

Wir rufen auf, Einwendungen gegen den Stilllegungsplan zu erheben. Nur Probleme, die als Einwendung festgehalten werden, müssen von der Genehmigungsbehörde weiter betrachtet werden. Wir rufen auf, aktiv zu werden und mitzuhelfen.

Es ist ganz einfach: Sie können eine Einwendung mit Ihren ganz speziellen eigenen Gewichtungen schreiben.
Oder Sie drucken sich unsere Muster­einwendung aus. Jede und jeder kann unterschreiben und weitere Unterschriften sammeln!

[ http://www.bi-morsleben.de/ ]

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An zwei Orten in Deutschland wurde in den letzten Jahrzehnten Atommüll in tiefe geologische Formationen verbracht, um sie dort für alle Zeiten „wartungsfrei“ und nicht rückholbar zu lagern. Das „Endlager für radioaktive Abfälle in Morsleben (ERAM)“ in Sachsen-Anhalt und die ASSE II bei Remlingen (Kreis Wolfenbüttel). Die Erfahrungen mit diesen Endlagern sind dramatisch.
# www.atommuell-endlager.de

Marode Atommüllkippe Morsleben
# www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/marode_muellkippe_morsleben/



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Aktionsbuendnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
Info-tel 07141 / 903363
http://neckarwestheim.antiatom.net
 
Liebe AKW-GegnerInnen,

in der Folge erhaltet Ihr Termin-Informationen für die kommenden Tage in der Region um das AKW Neckarwestheim. Vorneweg noch ein Auszug aus der Abschlusserklärung der Konferenz der Anti-Atom-Bewegung vom 18.10.):

> Der Weiterbetrieb von Atomanlagen ist unverantwortlich.

Der Betrieb von Atomkraftwerken als permante Gefahrenquelle als auch das nicht lösbare Problem einer dauerhaft sicheren Verwahrung der produzierten Abfälle lassen nur eine Fordung zu: Sofortige Stilllegung aller Atomanlagen!  

Die Teilnehmer der Konferenz haben aus ihren Orten von einer spürbaren Aufbruchstimmung berichtet und von dem Willen, sich für diese Forderung einzusetzen. Sie erwarten ein deutlich verschärftes Klima in der energiepolitischen Auseinandersetzung.
 
Einig war sich die TeilnehmerInnen der Konferenz in der Einschätzung, dass sich das Ausstiegsszenario als politische Luftnummer entpuppt hat; die Verlängerung von Laufzeiten bei permanter Gefährdung der Bevölkerung dient lediglich dem Zweck, den Atomkonzernen pro Tag und AKW ca. eine Millionen Euro in die Tasche zu spülen.
 
Die Behauptung, AKWs wären als Klimaretter zu irgendetwas nutze, weisen die Teilnehmenden als durchschaubare Werbelüge zurück. Atomanlagen dienen nicht dem Klima, sondern der Kapitalanreicherung bei den Konzernen. Mit der Konferenz wurde die Zusammenarbeit zwischen den klassischen antiAtom-Initiativen mit den antiKohlekraftwerksprotesten konkret gemacht.

Entsprechend konzentrieren sich die Aktivitäten in den kommenden Monaten nicht nur auf Atomkraftwerke und die  sogenannten Endlagerstandorte, sondern auch auf die Zentralen der Energiekonzerne. Verlängerte Laufzeiten für und Investitionen in Dinosauriertechnik stehen einem Ausbau einer intelligenten Nutzung erneuerbarer Energie massiv im Weg.
[...]

(http://neckarwestheim.antiatom.net/index.php?option=com_content&task=view&id=491&Itemid=119)


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Samstag, 24.10., Heilbronn, 11 - 18 Uhr

> Mahnwache - zur Eröffnung des "Energiestandorts Heilbronn"

vor dem Neubau des quasi-Monopolisten ZEAG. Die ZEAG ist ein EnBW- Tochterunternehmen und somit zu 45% ein französischer Staatskonzern. Mit rekordverdächtigen 70% Atomstromanteil ist die ZEAG von der Energiewende noch weit entfernt.

Wir sind von 11 bis 18 Uhr vor Ort (Weipertstraße 41) und freuen uns über Unterstützung.
Damit schließen wir uns auch dem internationalen Klima-Aktionstag "350" an: wir müssen das CO2 auf unter 350 ppm senken www.350.org/de

Kontakt: http://www.energiewendeheilbronn.de

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Montag, 26.10., 18.30 Uhr, Stuttgart & Heilbronn

> BBMN-Aktion: "Zeitzeichen - Abschalten jetzt!"
> Aktionen am Tag der Unterzeichnung des Koalitionsvertrages

"Flashmob-Lesung" am Montag, 26.10.09 um 18.30 Uhr zeitgleich in Stuttgart und Heilbronn

Nach vorliegenden Informationen wird am Montag Abend der Koalitionsvertrag von Union und FDP unterzeichnet. AntiAtom-Initiativen rund um das Atomkraftwerk in Neckarwestheim rufen für den Tag der Unterzeichnung des Koalitionsvertrages (26.10.) in Heilbronn und Stuttgart zu öffentlichen Lesungen auf.
Gelesen wird aus den "100 guten Gründen gegen Atomkraft" der EWS Schönau. Die Aktionen stehen unter dem Titel: "Zeitzeichen - Abschalten jetzt!"

Keine längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke
Atomausstieg jetzt und überall
Neckarwestheim I muss 2010 vom Netz

Deshalb findet am Montag, 26.10., um 18:30 Uhr
- auf dem Kiliansplatz in Heilbronn (S-Bahn-Station „Heilbronn Rathaus“)
- vor der CDU-Geschäftsstelle in Stuttgart,Theodor-Heuss-Str. 34 (bei der S-Bahn-Station „Stadtmitte“) ein AntiAtom-“Flashmob“ statt.

( www.bbmn.de / www.endlich-abschalten.de / www.energiewendeheilbronn.de)

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Sonntag, 1.11., 14.00 Uhr

> Sonntagsspaziergang
> Infos + Musik + anti-atom - Abschalt-Spaziergang zum AKW Neckarwestheim

"Eine gute alte Tradition besagt, dass es AKW-BetreiberInnen und ihren FürsprecherInnen in der Politik gut tut, wenn sie immer mal wieder auch bei ihrem Tun durch die Öffentlichkeit begleitet werden. Gerade bei Sonntagsspaziergängen lässt sich auch vieles über den riskanten und überflüssigen Betrieb der AKWs am konkreten Beispiel in Erfahrung bringen."

Das Aktionsbündnis CASTOR - Widerstand Neckarwestheim lässt die gute alte Tradition der Sonntagsspaziergänge wieder aufleben.
Treffpunkt: Wanderparkplatz "Schöne Aussicht" am/oberhalb des AKW Neckarwestheim (Kreuzung Autobahnzubringer/AKW).
Erscheint zahlreich!

AKWs Neckarwestheim I & II abschalten!
Infos + Musik + anti-atom - Abschalt-Spaziergang zum AKW

Flyer-Kopiervorlage: http://neckarwestheim.antiatom.net/dmdocuments/so091101.pdf



akw-feindliche Grüße!




 


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Neue Osnabrücker Zeitung, 17.10.09

> Oettinger warnt AKW-Gegner: An Recht und Gesetz halten

Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) hat vor illegalem
Widerstand gegen die neue Atompolitik von Schwarz-Gelb gewarnt. In einem Interview mit
unserer Zeitung sagte Oettinger: "Ich appelliere an die Atomkraftgegner, sich an Recht und
Gesetz zu halten und die Diskussion nicht zuzuspitzen." Hinzu sollte der Respekt vor dem
Wahlergebnis kommen. CDU/CSU und FDP hätten in ihren Wahlprogrammen eindeutig
erklärt, dass sie die Laufzeiten der Kernkraftwerke verlängern wollten. "Wir haben einen
klaren Regierungsauftrag", betonte Oettinger.

Die Energiekonzerne, die ihre Kernkraftwerke länger laufen lassen dürften, sollten die
entstehenden Mehrgewinne zu mehr als der Hälfte in einen Fonds einbringen, der nur eine
einzige Aufgabe habe: Erneuerbare Energien zu unterstützen. Darüber hinaus könnte auch
eine Entlastung von Verbrauchern in Frage kommen, sagte der Ministerpräsident.

Wenn die strengen deutschen und internationalen Sicherheitsstandards eingehalten würden,
könnten die Ausstiegszeiten und damit die erlaubten Restmengen für die Produktion
aufgehoben werden. Die technisch machbaren Sicherheitsstandards müssten auch über eine
Nachrüstung erreicht werden. "Mit dieser Auflage sollten wir den Betrieb von bestehenden
Kernkraftwerken genehmigen und deswegen kein Datum festlegen, sondern von Jahr zu
Jahr entlang des Standes der Technik und entlang der Sicherheitsüberprüfungen
entscheiden, wie lange ein Kernkraftwerk laufen kann", sagte der Ministerpräsident.
[...]

http://www.neue-oz.de/information/noz_print/interviews/20091017-Oettinger-warnt-AKW-
Gegner.html

___________

18.10.2009: Pressemitteilung von .ausgestrahlt

> Schwarz-Gelb will Atompolitik vernebeln
> Atomkraftgegner: "Wir messen neue Regierung an ihren Taten" / Reaktion auf Oettinger

Zum Stand der Koalitionsverhandlungen in der Atompolitik erklärte Jochen Stay, Sprecher
der bundesweiten Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt:

"Seit Tagen wird kolportiert, schwarz-gelb habe eine Einigung bezüglich der künftigen
Atompolitik erzielt. Doch das Einzige, was bisher klar ist, ist der Wunsch nach
Laufzeitverlängerungen für die Atomkraftwerke. Ganz verschämt heißt es darüber hinaus
immer, auf die genauen Details habe man sich bisher nicht einigen können.
Es ist abzusehen, dass am Ende auch im Koalitionsvertrag vieles offen bleibt. Union und
FDP setzen weiter auf Atomenergie, wollen es aber so vernebeln, dass es keiner merkt. Wir
werden die neue Bundesregierung deshalb nicht an ihren Worten, sondern an den Taten
messen: Werden Atomkraftwerke stillgelegt oder nicht? Gehen die derzeit aufgrund von
Störfällen und Reparaturen abgeschalteten Schrottreaktoren Brunsbüttel, Krümmel, Biblis A
und B und Neckarwestheim 1 wieder ans Netz, obwohl sie für die Stromversorgung nicht
nötig sind?"

Zu den Äußerungen des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger,
der an die Atomkraftgegner appellierte, 'sich an Recht und Gesetz' zu halten und die
Diskussion nicht zuzuspitzen, erklärte Stay:
"Erst reißt die Union die Gräben eines gesellschaftlichen Großkonflikts wieder auf und sorgt
sich dann um die Folgen. Dabei sind es nicht die Atomkraftgegner, die Reaktoren weiter
laufen lassen wollen, die nicht dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik
entsprechen. Es sind nicht die Atomkraftgegner, die in der Asse und in Morsleben
jahrzehntelang illegal Atommüll verklappt haben und Gutachten zum Salzstock Gorleben
manipuliert haben. Oettinger sollte zuerst in den eigenen Reihen für die Einhaltung von Recht
und Gesetz sorgen, bevor er andere als potentielle Rechtsbrecher diffamiert.
Wenn Oettinger darauf verweist, die Union habe einen klaren Regierungsauftrag, dann ist
dies der Auftrag, Schaden vom Land abzuwenden, beispielsweise durch Stilllegung der
Atomkraftwerke. Union und FDP sind nicht wegen, sondern trotz ihrer Haltung zur
Atomenergie gewählt worden. Oettinger sollte sich daran erinnern, dass die Regierung im
Auftrag der Bevölkerung handelt - nicht im Auftrag der Atomkonzerne."
.ausgestrahlt ist eine bundesweite Anti-Atom-Organisation, die AtomkraftgegnerInnen darin
unterstützt, aus ihrer Haltung öffentlichen Protest zu machen. .ausgestrahlt belagert die
Koalitionsverhandlungen mit täglichem Protest und hat eine "Ständige Vertretung der Anti-
AKW-Bewegung" in Berlin eingerichtet.

Informationen über aktuell geplante Protestaktionen:
www.ausgestrahlt.de



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Stuttgarter Zeitung, 19.10.09

> Mit Stromspartipps zu einem besseren Image
> EnBW. Großangelegte Werbekampagne des Energiekonzerns erntet geteiltes Echo. Auf Kritik stößt ein Energiesparwettbewerb mit dem Kultusministerium und der Anspruch, trotz des hohen Atomstromanteils "Musterland" sein zu wollen.

Von Andreas Müller

Es gibt kein Entrinnen vor der EnBW. Auf Schritt und Tritt begegnen die Baden-
Württemberger dieser Tage der neuen Kampagne des Karlsruher Energiekonzerns.
Megaposter, Plakate, Funkspots, Zeitungsanzeigen, Broschüren - fast alle Kanäle werden
genutzt, um die Botschaft unters Volk zu bringen: "Weniger Verbrauch geht auch."
Vordergründig geht es der EnBW darum, für eine effiziente Nutzung von Energie zu werben.
Dafür engagiert sich das Unternehmen im Zuge eines Wandels "vom Versorger zum Berater
und Dienstleister" seit Jahren - mit cleveren Projekten wie dem intelligenten Stromzähler
oder unternehmensübergreifenden Netzwerken. Schon heute sei der Südwesten vorbildlich,
verlautet es stolz aus Karlsruhe. Sein Anteil an der bundesweiten Wirtschaftsleistung liege
bei 15 Prozent, der am Verbrauch dagegen nur bei zehn Prozent.

Mit der von der Hamburger Agentur Kolle Rebbe verantworteten Kampagne - sie betreute
übrigens auch die Bundes-CDU im Wahlkampf - sollen die Bürger nun noch mehr zum
Sparen angespornt werden. Dazu engagierte die EnBW keine Schauspieler oder
Fußballstars, sondern ganz normale Bürger. "Echte Kunden" wie die Familie Gutwein aus
Bodelshausen oder der Fensterbauer Schuhmacher aus Mulfingen geben Tipps, wie sie
persönlich ihren Verbrauch optimieren. "Authentische, anfassbare Kommunikation" nennt
das der Agenturmann Stefan Kolle. Was der Versorger davon hat, wenn er am Ende weniger
Strom verkauft? "Zufriedene Kunden", sagt die EnBW.

Doch bei der Kampagne geht es natürlich auch um das Image des Konzerns, das - wie bei
allen Großen der Branche - gewiss verbesserungsfähig ist. Er positioniere sich "als
verantwortungsbewusstes Unternehmen, das Energie als kostbares Gut begreift und mit
innovativen Ideen für Energieeffizienz die Energiefragen der Zukunft beantwortet", heißt es
beim Gesamtverband der Werbeagenturen. Das Verbrauchsthema sei dabei die
"kommunikative Leitidee", also ein Mittel zum Zweck. Die EnBW selbst sieht einen
Ansehensgewinn nach eigenen Angaben eher als Nebeneffekt, über den "wir uns natürlich
freuen". Wie das eigene Image eingeschätzt wird, etwa anhand von Marktstudien, dazu gibt
es aus Karlsruhe leider keine Auskunft.

Der Anspruch der Kampagne, Baden-Württemberg zum "Energiemusterland" zu machen,
provoziert indes auch Widerspruch. Angesichts eines Atomstromanteils von mehr als fünfzig
Prozent sei das "schon einigermaßen vermessen", urteilt der Grünen-Abgeordnete Franz
Untersteller. Da wolle sich der Kernkraftkonzern, der gerade um längere Laufzeiten kämpft,
"ein Ökoimage verpassen", sekundiert Berthold Frieß vom Bund für Umwelt- und
Naturschutz; das sei "Greenwashing" par exellence". Mit der aktuellen Diskussion über die
Zukunft der Atommeiler habe die "Öffentlichkeitsoffensive" nichts zu tun, erwidert hingegen
die EnBW.

Stromsparen sei schließlich Über das völlig unabhängig von der Art Ansehen der Erzeugung
sinnvoll.

Am meisten Kritik erntet ein Projekt, das die EnBW im Rahmen der Kampagne zusammen
mit dem Kultusministerium und dessen Stiftung Kulturelle Jugendarbeit plant: ein
Schulwettbewerb für die Klassen 7 bis 10, bei dem die Kinder im schulischen Umfeld nach
Energiesparmöglichkeiten fahnden sollen. Zum einen ärgern sich andere Versorger darüber,
dass die Landesregierung schon wieder exklusiv mit den Karlsruhern kooperiert - wie etwa
beim Ehrenamtswettbewerb "Echt Gut". Mehrfach haben sie sich darüber schon in Stuttgart
beschwert, sogar auf höchster Ebene. Doch die Kleineren der Branche wurden meist mit
dem Hinweis abgewimmelt, sie könnten landesweite Großprojekte doch gar nicht bewältigen.
Gerade bei einem Schülerwettbewerb hätten sich indes dezentrale Partner angeboten. Aber
das Ministerium ist auf niemanden sonst zugegangen. Es gebe keine Pflicht zur
Ausschreibung, sagt eine Sprecherin von Helmut Rau (CDU). Für andere interessierte
Unternehmen stehe das Projekt jedoch prinzipiell offen.

Missfallen erregt zum anderen, dass der EnBW zumindest indirekt Zugang zu den Schülern -
und damit zu den Kunden von morgen - gewährt wird. "Sehr befremdlich", findet das der
Grüne Untersteller, "skandalös" der BUND -Mann Frieß. "Atomlobbyisten" hätten in den
Schulen "nichts zu suchen", auch wenn sie mit dem eigentlich löblichen Thema
Energiesparen kämen. Das Kultusministerium solle lieber dafür sorgen, dass die bereits
bestehenden Schulprojekte zum Energiesparen besser vernetzt und koordiniert würden.
Tatsächlich gibt es schon reihenweise ähnliche Initiativen: von den Energieagenturen der
Landkreise, von den Naturschutzverbänden, von einer privaten Stiftung - und sogar von der
Landesregierung. Das Wirtschaftsministerium von Ernst Pfister (FDP) schickt neuerdings
den Energiespardetektiv "Ede" in die Schulen, um gemeinsam mit den Viertklässlern Jagd
auf "Energiediebe" zu machen. Die Aktion zum spielerischen Lernen startete just im Oktober,
fast zeitgleich zur Ankündigung des EnBW-Wettbewerbs. Sonderlich abgestimmt wirkt das
nicht.

Im Ressort Raus herrscht freilich auch hier wenig Problembewusstsein. Mit Werbung habe
das Ganze nichts zu tun, versichert die Sprecherin, die Logos der Partner - also auch der
EnBW - prangten nur auf dem Flugblatt zum Schülerwettbewerb. Man greife also keineswegs
in den wirtschaftlichen Wettbewerb ein. Im Übrigen solle das Projekt die Kinder zum
Energiesparen erziehen "und nicht zum Konsum".

Zum Volumen des Sponsorenvertrags macht das Ministerium keine Angaben, so wie auch
die EnBW ("schon aus Wettbewerbsgründen") nichts zur Höhe des Gesamtetats der
mutmaßlich millionenschweren Kampagne verrät. Nur so viel: man bewege sich in einem
"vergleichsweise niedrigen Rahmen".



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Stuttgarter Zeitung, 13.10.09

> Chance nutzen Kommentar

Windkraft
Es ist höchste Zeit, dass der Landkreis Ludwigsburg sein Potenzial an Windkraft nutzt.
Von Markus Klohr

In Ingersheim muss man sich auf heftige Debatten gefasst machen. Mit viel Idealismus wagt
sich eine Bürgerinitiative an das heikle Thema Windkraft. Ihr geplantes Windrad wird schon
wegen seiner Größe Ängste wecken. Dabei haben die Streiter für eine alternative
Energiequelle mit teuren Gutachten dargelegt, dass die meisten Bedenken ins Leere laufen.
Fledermäuse und ortsansässige Vögel werden von dem rotierenden Rad nicht gefährdet. Die
enorme Höhe bietet eine hohe Leistungsfähigkeit und hat den Vorteil, dass die Bewohner
keinen Lärm fürchten müssen.

Zwar wäre das Ingersheimer Windrad schon von weitem sichtbar. Die Frage ist, ob die
Anwohner bereit sind, sich daran zu gewöhnen - so wie an die gigantische Wolke über dem
benachbarten Kernkraftwerk mit seinen unsichtbaren Nebeneffekten und seinem großen,
grauen Betonturm. Die Windkraftanlage könnte zwei Drittel des Ingersheimer Strombedarfs
decken. Gäbe es mehr vergleichbare Standorte und mehr energiepolitischen Mut, dann wäre
die viel gepriesene Energiewende nur eine Frage der Zeit.

Stuttgarter Zeitung, 13.10.09

> Bürgerinitiative plant großes Windrad

Ingersheim. Demnächst wollen Bürger den Genehmigungsantrag für die erste
Windkraftanlage im Landkreis Ludwigsburg stellen. Die rund 180Meter hohe Anlage auf der
Ingersheimer Höhe könnte den Strombedarf von 4000Personen decken. Von Markus Klohr

Das Örtchen Ingersheim liegt nur wenige Kilometer von Neckarwestheim entfernt. Das Bild
der gigantischen Kühlwolke des dortigen Kernkraftwerkes haben die meisten Ingersheimer
deshalb beinahe täglich vor Augen. "Wir müssen weg von der Atomkraft", sagt Harald
Bender, "auch wenn das nur in kleinen Schritten geht." Seit Jahren kämpft der Ingersheimer
Bauunternehmer mit einer Handvoll Gleichgesinnter für den Bau eines Windrades bei sich
vor der Haustür. "Klar wäre das ein Eingriff in die Landschaft", sagt Bender, "aber ein
Windrad produziert immerhin keinen Atommüll."

Die Gemeinde im Nordwesten des Landkreises Ludwigsburg wurde von den Planern des
Verbands Region Stuttgart (VRS) als Standort auserkoren, der sich hervorragend für
Windkraft eignet. Insgesamt neun Standorte in der Region haben Gutachter bereits vor fünf
Jahren ermittelt. In den allermeisten Gemeinden hat sich inzwischen etwas getan - nur in
Alfdorf (Rems-Murr-Kreis) und Ingersheim wurde bislang noch kein Windrad errichtet.

Die Grundvoraussetzung für die Standorte war eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit
von mindestens fünf Metern pro Sekunde. In die laut dem VRS-Planungsdirektor Thomas
Kiwitt "sehr genaue, methodisch saubere Begründung" für die ausgewiesenen
Windkraftplätze seien auch Faktoren wie Abstand zu Wohnsiedlungen und Belange des
Naturschutzes eingeflossen. "Eine Betrachtung der Wirtschaftlichkeit konnten wir aber nicht
vornehmen", sagt Kiwitt.

Doch in diesem Punkt ist die Ingersheimer Initiative zuversichtlich. Vor allem, weil die Firma
Enercon kürzlich ein neues, speziell für den Landbetrieb optimiertes Windrad auf den Markt
gebracht habe. Mit diesem insgesamt knapp 180 Meter hohen Windrad könnte der jährliche
Strombedarf von 4000 Personen oder 1400 Haushalten gedeckt werden. Damit wäre
Ingersheim der Standort des leistungsstärksten Windrads in der Region. "Das würde richtig
etwas bewegen", sagt Harald Bender. Als Abnehmer für den Strom favorisiere man zurzeit
die aus der Anti-Atomkraft-Bewegung hervorgegangenen Elektrizitätswerke Schönau im
Schwarzwald.

Ähnlich wie beim Windrad in Welzheim im Rems-Murr-Kreis soll das kleine Ingersheimer
Windkraftwerk als Bürgerwindrad finanziert werden. Die geschätzten Baukosten von 3,5
Millionen Euro sollen über möglichst viel Eigenkapital und möglichst wenig Kredite finanziert
werden. Ab einem Betrag von etwa 2000 Euro kann jeder sich in das Projekt einkaufen.
Zurzeit sammelt man noch Geld für das letzte für die Genehmigung nötige landschaftliche
Gutachten. Kostenpunkt: 20 000 Euro.

Hanne Hallmann weiß, dass die Windkraft beileibe nicht nur Befürworter hat. Aber es
entstehe kein Abfall, der nicht normal entsorgt werden könne, sagt die Ingersheimer
Gemeinderätin, die ebenfalls Mitglied der Initiative ist. Immerhin weiß die Initiative das
Planungsrecht auf ihrer Seite. Wenn sie nun per Gutachten noch darlegt, wie der
landschaftliche Eingriff ausgeglichen werden kann, dann steht der Anlage nichts mehr im
Wege. "Wenn die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind, muss die Genehmigung erteilt
werden", erläutert Andreas Schorm vom Geschäftsteil Immissionsschutz im Landratsamt.

Bereits Mitte 2010 könnte die Anlage genehmigt werden. Die Initiative hofft, dass bereits
Anfang 2011 mit dem Bau begonnen werden kann. Als letzte Hürde für das Windrad bleibt
dann nur noch der Gemeinderat. Dort will der Bürgermeister Volker Godel (FDP) sich für die
Anlage einsetzen. "Wenn wir die Energiewende irgendwie hinkriegen wollen", sagt Godel,
"dann brauchen wir solche Anlagen."


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wikileaks.org, 13.10.09

download-link: http://88.80.16.63/leak/enbw-strategiepapier-schattenplanung.pdf

> EnBW will Abschaltung des maroden AKW Neckarwestheim I durch dubiose Tricks vermeiden, 23 Apr 2007

October 13, 2009
Summary

Die PDF Datei enthaelt die sogenannte "Praemissen fuer die Szenarien der Schattenplanung" fuer das Atomkraftwerk GKN I (Neckarwestheim I) des Energieversorgers EnBW AG bzw. deren Atomkraft-Tochter EnKK.

Das Papier befasst sich mit der Zukunftsplanung des Reaktors, der aufgrund gehaeufter Pannen in den letzten Jahren haette vom Netz gehen sollen. So konstatiert das Papier, dass eine "oeffentliche und politische Akzeptanz eines laengeren Betriebes der vorhandenen KKW" in Deutschland sich "zunehmend positiver" darstelle, und auch "entsprechende Aussagen auf Bundesebene" von "CDU/CSU als auch FDP" getaetigt worden seien.

Im Zuge dieser Positiventwicklung hin zu langen AKW-Laufzeiten spekuliert man das Atomkraftwerk nicht abschalten zu muessen, sondern nach der Wahl 2009 am Netz lassen zu koennen.

Der zweite Teil des Papiers beschaeftigt sich mit dem sogenannten "Streckbetrieb" des AKW, einer Art praktischen Laufzeitverlaengerung veranlasst durch den Betreiber. Reaktordrosselungen am Wochenende und im Nachtbetrieb, sowie Wartungsarbeiten koennten helfen den Reaktor bis ueber die Wahl hinaus zu retten. So koenne man "jederzeit ohne besondere Begründung" die Betriebsweise entsprechend anpassen.

Das Papier wurde unter anderem durch Greenpeace veroeffentlicht.

http://wikileaks.org/wiki/EnBW_will_Abschaltung_des_maroden_AKW_Neckarwestheim_I_durch_dubiose_Tricks_vermeiden,_23_Apr_2007


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Spiegel-online, 13.10.09

> EnBW in Neckarwestheim
> Energiekonzern wollte Laufzeit von Alt-Reaktor künstlich verlängern

Von Stefan Schultz

Der Alt-Meiler Neckarwestheim I gehört eigentlich ins AKW-Museum, doch der Betreiber EnBW sträubt sich gegen das Aus. Interne Unterlagen, die SPIEGEL ONLINE vorliegen, zeigen wie der Konzern die Laufzeit strecken wollte - und auf eine schwarz-gelbe Atomamnestie nach der Wahl hoffte.

Hamburg - Das Kraftwerk Neckarwestheim I (GKN I) ist der zweitälteste Atommeiler Deutschlands. Es sorgte in den vergangenen Jahren mehrfach durch Ausfälle oder Pannen für Schlagzeilen. Nach dem von der rot-grünen Bundesregierung beschlossenen Atomausstieg sollte der Reaktor ursprünglich Mitte 2009 vom Netz gehen - so lange hätte unter normalen Umständen die ihm zugewiesene Reststrommenge gereicht.

Doch im Kraftwerk Neckarwestheim I lief nicht alles normal. Im Herbst 2008 etwa musste sich der Betreiberkonzern EnBW für ausgedehnte Wartungsarbeiten in dem Meiler rechtfertigen. Denn der Stillstand bedeutete, dass der Reaktor bis Anfang 2010 am Netz bleiben sollte. Kritiker warfen EnBW - und auch anderen Energiekonzernen - zudem vor, die Stromproduktion zu drosseln, um die Reststrommenge für die eigenen Reaktoren zusätzlich zu strecken.

Das ist zwar nicht verboten, das Ziel aber war den Kritikern zufolge offenkundig: Uralt-AKW sollten ihrer Meinung nach über die Bundestagswahl 2009 hinweg gerettet werden - in der Hoffnung, dass eine schwarz-gelbe Regierung die Laufzeiten der Meiler verlängert. Während RWE-Chef Jürgen Großmann diesen Vorwurf in einem Interview mit dem SPIEGEL sogar bestätigte, hatte EnBW offiziell eine klare Kommunikationslinie. Der Konzern betonte wiederholt, die Wartungen und Produktionsdrosselungen seien "betriebsnotwendig und nicht politisch motiviert". Einige Beispiele:

Dokumente aus dem Konzern, die SPIEGEL ONLINE nun vorliegen, legen eine andere Sichtweise nahe: In einer Vorlage mit dem Titel "Upstream - Erzeugung Großhandelsmarkt. Atomkonsens/Atomausstiegsgesetz" etwa wird konstatiert, dass eine "öffentliche und politische Akzeptanz eines längeren Betriebs" der vorhandenen Kernkraftwerke in Deutschland sich zunehmend verbessere. "Entsprechende Aussagen sind auch auf Bundesebene sowohl seitens der CDU/CSU als auch der FDP getätigt worden". Nach den Bundestagswahlen im Herbst 2009 könnte dies "zu einer Gesetzesänderung für längere Laufzeiten im Atomgesetz führen". In einer grafischen Darstellung mehrerer Szenarien über die Zukunft von GKN I wird zudem explizit die Wahl im September 2009 genannt ( siehe Grafiken in der Fotostrecke oben).

Preis runter, Produktion runter

Einem zweiten Dokument mit dem Namen "Optimierter Betrieb GKN I in 2007" ist eine minutiöse strategische Planung zu entnehmen, wie sich die Produktion von rund einer Terawattstunde Strom von 2007 auf 2009 verschieben lässt: "Durch den Preisverfall für CO2 am Großhandelsmarkt (GHM) ist in 2007 eine Ausnahmesituation entstanden", heißt es darin. "Die Strompreise für 2007 liegen deutlich unter denen für 2009." Zur Optimierung werde vorgeschlagen, den Leistungsbetrieb "an Wochenenden und nachts" einzusenken. Die Produktion und der Verkauf von einer Terawattstunde Strom könne so von 2007 auf 2009 verlegt werden - mit mehreren Millionen Euro Gewinn.

"Streckbetrieb" wird das Vorgehen in den Dokumenten bisweilen genannt - man könnte es auch eine vom Unternehmen selbst verursachte Laufzeitverlängerung nennen. Verschiedenen Kraftwerkbetreibern war in der Vergangenheit vorgeworfen worden, sich mit Reaktordrosselungen und langen Wartungen über die Bundestagswahl retten zu wollen. EnBW dagegen sagt, die Absenkung der Stromproduktion sei transparent - man könne sie auf dem Branchenportal kernenergie.de einsehen (Seite 32).

Die Dokumente aus dem Konzern aber zeigen mehr: Sie machen transparent, wie präzise EnBW die eigenen Streckmaßnahmen geplant hat - und sich dabei die Argumente für die öffentliche Debatte zurechtlegte.

So wird an anderer Stelle auf "Risiken aus der öffentlichen Diskussion" hingewiesen. Sollte etwa der Vorwurf entstehen, EnBW versuche die Entscheidung über den Weiterbetrieb von GKN I in die nächste Wahlperiode zu verschieben, könne man entgegnen, es handle sich "um eine rein wirtschaftliche Entscheidung". Da die Laufzeit von GKN I nicht an ein Datum, sondern an eine Reststrommenge gebunden sei, könnte man in dem Kraftwerk ohnehin "jederzeit ohne besondere Begründung" die Betriebsweise anpassen, um in die nächste Wahlperiode zu gelangen.

Tobias Münchmeyer, politischer Vertreter bei Greenpeace, sieht in solchen Formulierungen den Beweis, dass EnBW "die Öffentlichkeit mehr als zwei Jahre lang bewusst getäuscht hat". Auch Grünen-Fraktions-Chefin Renate Künast kritisiert die in dem Strategiepapier angedeutete Vorgehensweise. "Die Atomkonzerne begehen Vertragsbruch und setzen auf eine schwarz-gelbe Generalamnestie nach der Wahl", sagt sie SPIEGEL ONLINE. "Wer den gesellschaftlichen Ausstiegskonsens kündigt, reißt alte Gräben auf. Das muss allen klar sein."

Beide Kraftwerksblöcke sollten bis 2017 laufen

Tatsächlich fallen einige der Dokumente in eine brisante Zeit. Auf der Vorlage "Optimierter Betrieb" etwa steht: "Stand: 23. April 2007". Gut einen Monat davor, am 22. März 2007, hatte die EnBW Kernkraft GmbH (EnKK) vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg gegen das Bundesumweltministerium geklagt - die Regierung verzögere aus Sicht des Unternehmens die Übertragung einer Reststrommenge.

Am 21. Dezember 2006 hatte die EnKK beim Bundesumweltministerium die Übertragung von 46,9 Terawattstunden Reststrom vom benachbarten und wesentlich jüngeren Kernkraftwerk GKN II auf GKN I beantragt. Mit dieser Übertragung würde sich die Betriebszeit für GKN I rechnerisch um acht Jahre verlängern. Für GKN II würde sich durch die Abgabe der Reststrommenge die Betriebszeit um etwa fünf Jahre verkürzen. Beide Kraftwerksblöcke könnten damit bis zum Jahr 2017 laufen.

Das Rechtsverfahren über die Übertragung der Reststrommenge ist gegenwärtig noch immer in der Schwebe. Doch schon die Vorlage vom 23. April 2007 wirkt wie eine Rückversicherung für den Fall, dass EnBW mit seinem ursprünglichen Plan scheitert, die Laufzeit von Neckarwestheim I mit einer Übertragung von Reststrommengen zu verlängern.

Spezialinformationen für einzelne Politiker

Kommunikationsstrategisch wurde der Streckbetrieb am GKN I offenbar gründlich vorbereitet. So gibt es ein Konzept darüber, wie er kommuniziert werden soll. Von einer Unterrichtung der Presse wird explizit abgeraten. "Zeitnah" unterrichtet werden sollten...

    * ...in Baden Württemberg das Staatsministerium, Umwelt- und Wirtschaftsminister sowie die Fraktionsvorsitzenden von CDU und FDP im Landtag.
    * ...im Bund das Kanzleramt, der Bundeswirtschaftsminister, die Fraktionsspitze der Union sowie gesondert einzelne, namentlich genannte Abgeordnete.

Die Anlage GKN I war zudem nicht die einzige, für die EnBW einen "Streckbetrieb" erwogen hat. Den Meilern Brunsbüttel und Biblis A werden ähnliche Möglichkeiten attestiert. Würden die potentiellen Kraftwerke "den Betrieb optimieren", hätte dies "idealtypisch abgeschätzt" Auswirkungen auf den Strompreis von weniger als einem Euro pro Megawattstunde im Grundlastbetrieb.

Das Unternehmen nimmt zu den Angaben in den Dokumenten nur indirekt Stellung. Auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE teilte es mit: "Die EnBW Energie Baden-Württemberg AG betreibt alle ihre Kraftwerke stets nach betriebswirtschaftlichen Regeln. Dieses allein schon deshalb, weil der Energiemarkt ein Wettbewerbsmarkt ist. Die Kernkraftwerke der EnBW - und damit auch GKN I - machen dabei keine Ausnahme. Wahltaktische Erwägungen spielen bei dieser betriebswirtschaftlich optimierten Einsatzplanung keine Rolle."


    * http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,651156,00.html